Politik

Lettland meldet wachsenden Einfluss von Moskau auf russische Minderheit

Die lettische EU-Botschafterin sagt, dass Russland zunehmend Einfluss auf die russische Minderheit in Lettland über Fernsehkanäle nehme. Die Politikerin sagt, dass sich Russland durch die Entwicklung in der Ukraine ermutigt fühle, den in Lettland als „Nicht-Bürgern“ eingestuften Russen näherzutreten.
15.12.2014 00:44
Lesezeit: 2 min

Die lettische EU-Botschafterin Ilze Juhansone sagte Ende November auf einer Konferenz in Brüssel, dass sich Russland durch die Ereignisse in der Ukraine ermutigt fühle. Denn auch in Lettland werde der russische Einfluss immer offensichtlicher.

„Mit den neuesten Entwicklungen in der Ukraine gibt es eine massive Zunahme von politischer Propaganda auf russischsprachigen Kanälen“, zitiert Euractiv Juhansone.

Wann immer sie sich die russischsprachigen Kanäle anschaue, erinnere sie sich an die Zeit des Kalten Kriegs. Jeder ukrainische Vertreter werde auf diesen Kanälen als „Faschist“ oder „Nazi“ verunglimpft. Doch nicht alle Mitglieder der russischen Minderheit in Lettland folgen der Propaganda Moskaus, so Juhansone.

Alexander Andon, General-Sekretär der Europäischen Milchindustrie, sagte, dass er kürzlich von seiner Russland-Reise heimgekehrt sei. Die russischen Medien würden ihre Zuschauer mit gefälschten Materialien davon überzeugen wollen, dass die MH17 von einem ukrainischen Jet abgeschossen wurde. Er habe im russischen Fernsehen ein „gefälschtes Video“ gesehen.

Der russische Botschafter in der EU, Dimitri Semenow, wies Andons Vorwurf zurück und sagte: „Es ist noch viel zu früh, um Rückschlüsse auf den MH17-Abschuss anzubringen, weil die Untersuchungen noch anlaufen.“

Tatsächlich haben weder Russland, die Ukraine noch der Westen bisher Wesentliches dazu beigetragen, dass das Verbrechen des Abschusses einer zivilen Passagiermaschine aufgeklärt wird.

Die lettische Botschafterin Juhansone äußerte sich auch zu den russischen „Nicht-Bürgern“ in Lettland. Sie werden deshalb „Nicht-Bürger“ genannt, weil die Mehrheit von ihnen weder über eine lettische noch über eine russische Staatsbürgerschaft verfügt.

Deshalb ist diese russischsprachige Minderheit rechtlich weitgehend unterprivilegiert. Sie haben kein Wahlrecht und werden vom Beamten-Status weitgehend ausgeschlossen. Die Dienstleistungen öffentlicher Einrichtungen stehen ihnen nur eingeschränkt zu.

In Lettland leben insgesamt 567.000 russischsprachige Menschen, was einem prozentualen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 26,2 Prozent entspricht, berichtet CIA World Factbook. Doch Botschafterin Juhansone sagte, dass „Nicht-Bürger“ auch Vorteile hätten. So können sie ohne Visa sowohl nach Russland als auch in den Schengen-Raum reisen.

Nach Angaben lettischen Amts für Einbürgerung und Migration liegt die Anzahl der „Nicht-Bürger“ in Lettland zur Zeit bei 282.876 Personen oder 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein Sprecher der lettischen Botschaft in Berlin sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass „Nicht-Bürger“ jederzeit die Möglichkeit hätten, die lettische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Sie seien nicht als Staatenlose zu klassifizieren. Der Anteil der „Nicht-Bürger“ betrug im Jahr 1995 noch 29 Prozent und nimmt seitdem von Jahr zu Jahr ab.

Lettland wird ab Januar den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen. Das Land plädiert vor allem für ein außenpolitisch aktiveres Europa. Als neues Betätigungsfeld für die EU hat sich das Land Zentralasien ausgeguckt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IfW Kiel zur Trump-Präsidentschaft: "Zeiten der immer schnelleren Globalisierung vorbei"
21.01.2025

Für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump laut dem Wirtschaftsinstitut IfW Kiel mit erheblichen Unsicherheiten...

DWN
Politik
Politik Gericht bestätigt: Sächsische AfD darf als rechtsextrem bezeichnet werden
21.01.2025

Der sächsische Landesverband der AfD hatte 2023 gegen die Einschätzung des Verfassungsschutzes Beschwerde eingelegt, die Partei als...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis und Ölpreis: Trumps zweite Amtszeit könnte turbulent für den Rohstoffmarkt werden
21.01.2025

Donald Trump ist zum zweiten Mal US-Präsident – turbulente Zeiten scheinen sicher. Unmittelbare Auswirkungen kommen auf den...