Politik

Spanien: Bürgerkrieg unter Fußball-Hooligans

Bei schweren Krawallen zwischen Hooligans ist ein galizischer Fan in Madrid ermordet worden. Vor dem Spiel zwischen Atletico Madrid und La Coruna gingen rund zweihundert Angehörige verfeindeter Fangruppen mit Stöcken, Flaschen und Messern aufeinander los. Spanischen Medien zufolge war die Aktion von den linksradikalen Riazor Blues und den rechtsradikalen Frente Atlentico seit Tagen geplant. Der politische Hintergrund der Hooligans erweckt den Eindruck eines schwelenden Bürgerkriegs.
02.12.2014 00:21
Lesezeit: 1 min

Nach schweren Krawallen zwischen Hooligans ist ein Fan des galizischen Vereins Deportivo la Coruna erschlagen worden. Vor dem Liga-Spiel am Sonntag zwischen Atletico Madrid und La Coruna wurde der 43-Jährige mit einer Eisenstange am Kopf getroffen und anschließend in den Fluss geworfen. Er verstarb wenig später im Krankenhaus. Rund zweihundert Angehörige der verfeindeten Fangruppen waren nahe des Madrider Stadions mit Stöcken, Flaschen und Messern aufeinander los gegangen. Elf Personen wurden teils schwer verletzt, 25 wurden verhaftet.

Die Auseinandersetzung, die seit Tagen geplant war, hat auch ideologische Hintergründe. Nach einer Karte, auf der die Sportzeitung  Marca die Utra-Gruppierungen in Spanien politisch und geografisch verortet, handelt es sich bei den galizischen Riazor Blues um linksradikale, bei der Frente Atlentico um eine rechtsradikale Gruppe. Demnach vermische sich im spanischen Fußball die Politik regelmäßig mit dem Sport. Der Seite Europapress zufolge gibt es unter den Ultras auch je nach politischer Ausrichtung Allianzen und Feindschaften.  Die Riazor Blues und Frente Atletico werden hier als bekannte gewaltbereite Erzfeinde benannt.

Die Fußballclubs und die Behörden hätten jedoch nichts von der Anreise der Ultras gewusst und weisen jede Verantwortung von sich, berichtet El País. Die Polizei beteuere, man habe nur vage Vermutungen über Anreisepläne einzelner gallizischen Ultras nach Madrid gehabt. Das Konfliktpotenzial des Aufeinandertreffens sei gering geschätzt worden, weil die beiden Gruppen seit sechs Jahren nicht mehr durch gewaltsame Auseinandersetzungen aufgefallen waren. Daher wurde das Spiel nicht als „Hochrisiko-Partie“ eingestuft. In dem Fall hätte es doppelt so viele Sicherheitsleute geben müssen und die Busse der Fanclubs wären beim Eintreffen in Madrid polizeilich begleitet worden.

Die Vereine verurteilten die Krawalle. Die Sportzietung Marca nannte die Ereignisse ein Schande für den spanischen Fußball und forderte „Keine Ausreden mehr“ – die Ultras müssten aus den Stadien verbannt werden. Die spanische Sport-Behörde kündigte bei einem Krisentreffen an, alle Ultra-Gruppierungen aus den Stadien verbannen zu wollen. Konkrete Maßnahmen wolle man bei einem Treffen am Donnerstag mit Vertretern der Liga und des Verbandes beschließen.

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