Politik

Berlin korrigiert Kiew: Es gab keinen Atom-Unfall in der Ukraine

Im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschjaim hat es nach Angaben der Bundesregierung keinen Atom-Unfall gegeben. Es handle sich vielmehr um ein Missverständnis, teilte das Bundesumweltministerium mit. Der ukrainische Premier Jazenjuk hatte am Vormittag von einem Brand gesprochen, von dem keine Gefahren ausgegangen sein sollen.
03.12.2014 11:59
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung korrigiert überraschend der ukrainischen Premier Arseni Jazenjuk und dementiert, dass es einen Atomunfall gegeben habe. Reuters berichtet:

Die Berichte über einen Atomunfall in der Ukraine beruhen nach Erkenntnissen des Bundesumweltministeriums auf einem Missverständnis. Einen Atomunfall habe es nicht gegeben, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf einen Kontaktmann der Gesellschaft für Reaktorsicherheit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Dieser habe von den Behörden im Land die Auskunft erhalten, dass es vielmehr vor einigen Tagen einen Brand im nichtnuklearen Teil des Atomkraftwerks Saporischschja gegeben habe. Dem Auswärtigen Amt in Berlin lagen nach Angaben einer Sprecherin keine eigenen Erkenntnisse vor.

Zuvor hatte Reuters gemeldet:

Im Südosten der Ukraine hat sich nach Angaben von Ministerpräsident Arseni Jazenjuk ein Atomunfall mit noch unabsehbaren Folgen ereignet. Betroffen sei das Atomkraftwerk Saporoschje im Südosten des Landes, sagte Jazenjuk am Mittwoch in Kiew. Er habe Energieminister Wolodimir Demtschischin angewiesen, dazu eine Pressekonferenz einzuberufen. Der Minister sagte, nach seiner Einschätzung werde der Vorfall bis Freitag behoben sein.

Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, ein Reaktorblock mit einer Bruttoleistung von 1000 MW sei von dem Unfall betroffen.

In der Ukraine war es im April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einem der schlimmsten Atomkatastrophen weltweit gekommen.

Die dpa meldete:

Nach einer Panne im ukrainischen Atomkraftwerk Saporoschje hat Regierungschef Arseni Jazenjuk örtlichen Medien zufolge Aufklärung von Energieminister Wladimir Demtschischin gefordert. Der Ressortchef soll Auskunft darüber geben, welche Folgen der technische Defekt habe, hieß es am Mittwoch in der früheren Sowjetrepublik. Details waren zunächst nicht bekannt.

Die Akw-Leitung hatte von einer Abschaltung des dritten Blocks am 28. November berichtet. Erhöhte Radioaktivität sei nicht gemessen worden, hieß es. Saporoschje gilt als leistungsstärkstes Kernkraftwerk Europas und liegt rund 570 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Anlage war 1984 in Betrieb genommen worden.

Wenig später gaben die Nachrichtenagenturen die erste Entwarnung.

Reuters:

Von dem Störfall im Atomkraftwerk Saporischschja im Südosten der Ukraine geht nach Angaben der Regierung keine Gefahr aus. „Es gibt keine Probleme mit den Reaktoren", sagte Energieminister Wolodimir Demtschischin am Mittwoch. Bis Freitag würden die Probleme behoben werden.

Die dpa:

Nein, es gibt nichts Gefährliches“, sagte Demtschischin vor örtlichen Medien. Bis zu diesem Freitag sollte „das Problem“ beseitigt sein. „Das ist eine technische Frage - und obwohl der dritte Block abgeschaltet ist, stellt er keine Gefahr dar“, sagte der neu ernannte Ressortchef.

Jazenjuk wies Demtschischin auch an, mitzuteilen, wann die normale Versorgung wieder aufgenommen wird. Der Strom war ukrainischen Medien zufolge am Dienstag gedrosselt worden. Ex-Energieminister Juri Prodan zufolge sollte sich die Lage bis diesen Samstag wieder normalisieren.

Über 50 Prozent des Stroms der Ukraine wird durch den Betrieb von Nuklear-Reaktoren bereitgestellt. Die Abhängigkeit von Nuklear-Energie ist in diesem Winter gestiegen, weil es Unregelmäßigkeiten beim Bezug von russischem Erdgas gibt, berichtet The Telegraph.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an
25.04.2025

Der Mobilitätskampf in Europa geht in eine neue Runde – und diesmal kommt die Herausforderung von der anderen Seite des Atlantiks: Lyft,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.