Der Ausverkauf an den internationalen Börsen hat sich am Montag fortgesetzt. „Der sinkende Ölpreis kommt an den Aktienmärkten schlecht an, weil er das Risiko einer Deflation erhöht“, erklärte ein Fondsmanager. Börsianer fürchten eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkendem Konsum und nachlassenden Investitionen der Unternehmen. Der Dax verlor zum Handelsschluss 2,7 Prozent auf 9334,01 Punkte, der EuroStoxx50 sank um 2,8 Prozent auf 2982,90 Zähler. Beide Indizes hatten am Freitag bereits jeweils knapp drei Prozent eingebüßt. An der Wall Street büßten Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 zwischen 0,8 und 1,1 Prozent ein.
„Der niedrige Ölpreis wird von vielen Investoren mittlerweile eher als Hinweis gesehen, dass die Weltwirtschaft schwächelt, da helfen auch überraschend starke Daten zur US-Industrieproduktion nicht“, sagte NordLB-Stratege Tobias Basse. Kapitalmarkt-Experte Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sprach von einem „überaus nervösen Markt“. Andere Börsianer verwiesen zudem auf das absehbare Ende der lockeren US-Geldpolitik und die politische Krise in Griechenland.
Mit Sorge blickten Anleger auch auf China, nachdem die dortige Notenbank am Wochenende einen zurückhaltenden Ausblick auf die heimische Konjunktur 2015 geliefert hatte. Außerdem trübte sich die Stimmung der japanischen Unternehmen ein.
Daher stellten sich immer mehr Investoren die Frage, ob der Ölpreis -Verfall der vergangenen Monate wirklich dem Überangebot geschuldet sei. Stattdessen gebe es „vielleicht doch ein Nachfrageproblem“, gaben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar zu bedenken. Der Preis für ein Barrel (Fass zu 159 Liter) der richtungsweisenden Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel zeitweise auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 60,28 Dollar, am Abend stand er 0,9 Prozent tiefer bei 61,31 Dollar.
Die neuerliche Talfahrt machte europaweit den Ölwerten zu schaffen. Die Förderer und Verarbeiter Tullow Oil, Shell, BP und Total schlossen zwischen zwei und drei Prozent im Minus. Der europäische Branchenindex fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit April 2009.
Am Devisenmarkt drückte die Furcht vor einer Verschärfung der US-Sanktionen gegen Russland den Rubel auf ein Rekordtief, auch der sinkende Ölpreis machte der Währung zu schaffen. Schließlich bezieht Russland rund 40 Prozent seiner staatlichen Einnahmen aus dem Öl-Export. Der Dollar kletterte in der Spitze um 9,6 Prozent auf 63,75 Rubel. Auch an der Moskauer Börse ging es deutlich bergab: Der russische Leitindex gab um 10,1 Prozent nach. Nach den Plänen des US-Kongresses sollen die neuen Sanktionen russische Rüstungsunternehmen und ausländische Investoren in der russischen Ölindustrie treffen.