Politik

USA verliert einen Mythos: Junge Leute wollen keine Start-Ups gründen

Lesezeit: 2 min
05.01.2015 00:25
Junge Amerikaner und junge Deutsche haben wenig Interesse daran, eigene Unternehmen zu gründen. Die Zahl der Jungunternehmer ist in den USA auf einen Tiefstand gefallen, die zahl der Startup-Gründungen wächst langsamer. Finanzielle Unsicherheit bremst Umfragen zufolge auch in Deutschland die Bereitschaft, als Unternehmer für Innovationen zu sorgen.
USA verliert einen Mythos: Junge Leute wollen keine Start-Ups gründen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Zeiten, in denen die USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten vor allem zahllose Unternehmer hervorgebracht hat, scheint vorbei zu sein. Damit verliert Amerika einen wichtigen Mythos: Dass man nämlich mit Risikobereitschaft und Kreativität erfolgreicher sein kann als in einem Job in einem etablierten Unternehmen. Auch in Deutschland ist die Lage nicht anders - hierzulande überrascht die Sehnsucht nach dem vermeintlich sicheren Dasein als Angestellter oder gar als Staatsdiener allerdings weniger.

Junge Amerikaner und junge Deutsche haben nämlich nur ein geringes Interesse daran, eigene Unternehmen zu gründen. Der Anteil der unter 30-Jährigen unter den Unternehmenseigentümern ist in den USA auf den tiefsten Stand seit 24 Jahren gefallen. Die Daten sprechen für eine gestiegene finanzielle Unsicherheit und geringe Risikobereitschaft unter den jungen Amerikanern, berichtet das WallStreetJournal.

Demnach halten in den USA nur noch etwa 3,6 Prozent der unter 30-Jährigen eigene Anteile an Privatunternehmen. 1989 lag die Zahl noch bei 10,6 Prozent. Insgesamt sank auch die US „Startup-Frequenz“ der Anteil neuer Firmen an allen Firmen zwischen 1978 und 2011 um fast die Hälfte, so der Bericht.

Der Rückgang bei den Jungunternehmern sei demnach eingebettet in einen allgemeinen Rückgang des privaten Unternehmertums in den letzten 25 Jahren. Zwischen 2000 und 2012 verlangsamte sich die Gründung neuer Unternehmen selbst in so wachstumsstarken Sektoren wie der Technologie.

Zu den Gründe führt das WSJ verschiedene Theorien an: Zum einen sei es seit der Krise schwieriger, Geld für eine Gründung einzusammeln. Das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte der unter 30-Jährigen habe sich demnach seit 2007 fast halbiert. Die schlechte Finanzlage verwehre jungen Absolventen die Fähigkeit, Ersparnisse anzulegen, Eigenkapital aus einem Haus- oder Bankkredite zu erhalten und laufende Geschäftskosten zu decken, so Karen Mills von der Harvard Business School gegenüber dem WSJ.

Zudem sei es leichter geworden, eine Anstellung zu finden – dadurch sähen sich weniger junge Leute gezwungen, sich selbstständig zu machen. Durch die Digitalisierung müssten Unternehmer bei einer Unternehmensgründung auch weit mehr Fähigkeiten mitbringen als zuvor, weil jede Firma online präsent sein und sich so automatisch einer größeren globalen Konkurrenz stellen muss.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam jüngst auch hierzulande eine Studie des Vodafone-Instituts und des Meinungsforschungsinstituts Yougov zum Thema Digitalisierung. Demnach kann sich eine Mehrheit von 70 Prozent der ‚Digital Natives‘ in Deutschland nicht vorstellen, überhaupt für ein Start-Up zu arbeiten. Ein Unternehmen in der digitalen Wirtschaft zu gründen lehnen sogar 77 Prozent der unter 30-Jährigen kategorisch ab.

Zu den Gründen geben 46 Prozent an, es ist ihnen zu viel Arbeit, 43 Prozent sehen die Balance zwischen Arbeit und Privatleben in Gefahr oder fürchten, nicht genügend Arbeitserfahrung mitzubringen.

Entsprechend anders sieht es laut dem Bericht in den Krisenländern der EU aus: Das Interesse an der Gründung eines eigenen Unternehmens oder der Mitarbeit in einem neu gegründeten Unternehmen ist in Italien und Spanien besonders hoch. Hier ist die Begeisterung allerdings eher aus der Not geboren: 35 Prozent der Italiener und 32 Prozent der Spanier, die sich für die Gründung eines Unternehmens interessieren, nannten die schwierige Arbeitsmarktsituation als einen wichtigen Grund.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...