Politik

Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen aus Brüssel. Was steckt hinter dem brisanten Schulterschluss mit Moskau? Und wie reagiert Deutschland auf die neue geopolitische Frontbildung? Ein Blick hinter die Fassade der Parade offenbart weit mehr als nur militärische Machtdemonstration.
09.05.2025 10:36
Lesezeit: 2 min

Militärparade: Moskau 2025 könnte EU spalten - Warnungen wegen Putins Parade wurden ignoriert

Trotz eindringlicher Warnungen aus Brüssel reiste der slowakische Regierungschef Fico demonstrativ nach Moskau – ein politisches Signal, das nicht nur innerhalb der EU für Verstimmung sorgt, sondern auch die strategische Nähe einzelner Staaten zu Russland unterstreicht. Serbien unter Vučić hält bereits seit Jahren enge Beziehungen zum Kreml aufrecht, sieht sich selbst als geopolitische Brücke zwischen Ost und West.

Baltischer Protest: Keine Überflüge für Fico und Vučić

Litauen verweigerte beiden Staatschefs die Genehmigung zur Nutzung des eigenen Luftraums – ebenso wie andere baltische Staaten. Diese diplomatische Maßnahme ist Ausdruck wachsender Spannungen innerhalb Europas hinsichtlich des Umgangs mit Moskau. Dass ausgerechnet ein EU-Mitglied wie die Slowakei sich über solche Proteste hinwegsetzt, markiert eine politische Zäsur.

Chinas Nähe zu Russland: Xi als Ehrengast in Moskau

Auch global offenbart sich eine klare Verschiebung der geopolitischen Achsen: Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping war in Moskau nicht nur prominent auf der Tribüne präsent, sondern wurde von Putin demonstrativ als „kostbarer Freund“ tituliert. Die Reden auf dem Roten Platz wurden gezielt ins Chinesische übersetzt – ein symbolischer Akt mit klarer Botschaft: Der Schulterschluss zwischen Peking und Moskau wird enger.

Lula in Moskau – Kiew spricht von „Zynismus-Parade“

Neben Xi Jinping reiste auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva an – trotz der laufenden Aggression Russlands gegen die Ukraine. Kiew reagierte empört auf die Zusammenkunft in Moskau. Die ukrainische Regierung bezeichnete die Parade als „zynisch“ und erklärte, man könne für die Sicherheit der teilnehmenden Staatschefs keine Garantie übernehmen. Putins Ankündigung eines „humanitären Waffenstillstands“ wurde als reine Propaganda abgetan.

Roter Platz unter Hochsicherheit – Internet unterdrückt

Die Sicherheitsmaßnahmen in Moskau waren massiv. Elektronische Zigaretten, Roller und sogar Tiere waren verboten. Die Behörden schränkten das mobile Internet ein – angeblich aus Angst vor ukrainischen Angriffen. Auf dem Roten Platz marschierten russische Truppen und militärische Ausrüstung auf – ein Bild der Stärke, das nach innen wie nach außen wirken soll.

Deutschland im historischen Spannungsfeld

Während Russland am 9. Mai den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland feiert, gedenkt Deutschland traditionell am 8. Mai dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa – dem Tag, an dem die deutsche Wehrmacht 1945 kapitulierte. Dieser Tag ist für die Bundesrepublik ein Symbol für den Neuanfang und die demokratische Neuordnung Europas. Dass Russland diesen Gedenktag zunehmend für politische Inszenierungen nutzt, in denen ehemalige Alliierten diffamiert und Kriegsverbrechen relativiert werden, stellt auch Deutschland vor eine neue Form historisch-politischer Auseinandersetzung.

Während auf dem Roten Platz gefeiert wird, zeigen EU-Außenminister Solidarität mit der Ukraine. In Lviv beraten sie über neue Sanktionen gegen Russland, militärische Unterstützung für Kiew und den weiteren EU-Integrationsprozess. Die gleichzeitigen Ereignisse in Moskau und der Ukraine verdeutlichen die geopolitische Spaltung Europas – zwischen autoritärer Machtdemonstration und westlicher Bündnistreue.

Europas Einheit auf dem Prüfstand

Die Moskauer Siegesparade offenbart mehr als nur Putins Wunsch nach imperialer Selbstinszenierung – sie wirft ein grelles Licht auf die Bruchlinien innerhalb Europas. Die demonstrative Anwesenheit von Fico und Vučić zeigt, dass geopolitische Loyalitäten keineswegs fest verankert sind. Gleichzeitig unterstreicht der Schulterschluss zwischen Russland, China und Teilen des globalen Südens die zunehmende Neuordnung der internationalen Machtverhältnisse.

Für Deutschland und die EU ergibt sich daraus eine doppelte Herausforderung: Einerseits gilt es, die eigene Geschlossenheit zu wahren, andererseits müssen neue sicherheitspolitische Realitäten anerkannt und strategisch beantwortet werden. Der 9. Mai ist längst nicht mehr nur ein Tag des historischen Gedenkens – er ist ein Gradmesser für die globale Ordnung der Zukunft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Wie die Märkte alle Warnsignale ignorieren
07.11.2025

Die Wall Street kennt derzeit nur eine Richtung – nach oben. Während geopolitische Krisen, Schuldenstreit und Konjunkturrisiken...

DWN
Politik
Politik Donald Trump: Warum die Wahlsiege der Demokraten kein Wendepunkt sind
07.11.2025

Vier Wahlsiege der Demokraten in Folge, und doch kein politisches Erdbeben: Donald Trump bleibt erstaunlich unerschüttert. Während die...

DWN
Politik
Politik Pistorius will mehr Mut und neue Führungskultur in der Bundeswehr
07.11.2025

Angesichts russischer Bedrohungen und interner Bürokratie fordert Verteidigungsminister Boris Pistorius tiefgreifende Reformen in der...

DWN
Panorama
Panorama Mehr Mobbing in Schule, Beruf und Netz – Studie warnt vor zunehmender Schikane
07.11.2025

Mobbing ist längst kein Problem von gestern: Eine aktuelle Studie zeigt, dass immer mehr Menschen sowohl am Arbeitsplatz als auch online...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rheinmetall startet Satellitenproduktion – Rüstung geht jetzt ins All
07.11.2025

Rheinmetall, bisher vor allem bekannt für Panzer, Haubitzen und Drohnen, wagt den Schritt ins Weltall. Der deutsche Rüstungskonzern hat...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sichtbar mit KI: Wie KMU auf ChatGPT und Gemini gefunden werden
07.11.2025

Nach der Einführung von Googles KI-Übersicht ist der Website-Traffic im Schnitt um sieben Prozent gesunken. Klassisches SEO verliert an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teure Naschzeit: Preise für Schoko-Weihnachtsmänner steigen deutlich
07.11.2025

Süße Klassiker wie Schoko-Weihnachtsmänner, Dominosteine und Lebkuchen gehören für viele zur Adventszeit dazu – doch in diesem Jahr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg entzieht der russischen Wirtschaft die Kraft
07.11.2025

Die russische Wirtschaft gerät unter Druck: hohe Inflation, sinkendes Wachstum, militärische Überlastung und neue US-Sanktionen gegen...