Weltwirtschaft

Investoren nervös: Fallender Öl-Preis erhöht Kriegsgefahr in der Welt

Lesezeit: 2 min
06.01.2015 23:54
US-Investor Jeff Gundlach sagt, dass ein weiterer Verfalls des Öl-Preises auf 40 US-Dollar pro Barrel die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen auf ein Prozent absenken könnte. Doch der Verfall des Öl-Preises ziehe auch geopolitische Folgen nach sich. Vor allem der russische Präsident Putin steht unter Druck. Die russischen Energie-Oligarchen werden unruhig und verlangen Taten von Putin.
Investoren nervös: Fallender Öl-Preis erhöht Kriegsgefahr in der Welt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Dienstag ist der Preis für Rohöl der Nordseesorte auf 51,23 US-Dollar pro Barrel zurückgefallen. Das ist der niedrigste Stand seit dem Frühjahr 2009. US-Rohöl der Sorte WTI fiel um 1,32 US-Dollar auf 48,47 US-Dollar pro Barrel.

Energie-Analysten sind sich einig darüber, dass die Öl-Preise auch in den kommenden Monaten weiter fallen werden. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei vor allem die Entscheidung der OPEC-Staaten, die Fördermengen nicht zu kürzen, berichtet die Financial Times.

Sollte der Ölpreis weiter auf 40 US-Dollar pro Barrel fallen, wird die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen auf ein Prozent sinken. Dies würde nicht nur negative wirtschaftliche, sondern auch negative geopolitische Folgen nach sich ziehen. Der Anteil von Energie-Konzernen am Markt für Ramsch-Anleihen liegt derzeit zwischen 14 bis 19 Prozent.

Der Gründer und Chef der US-Investmentfirma DoubLeline, Jeff Gundlach, sagt im Interview mit Finanz und Wirtschaft:

„Ein Ölpreis unter 60 US-Dollar wird das Tempo verringern, was den Jobsektor belasten könnte. Wegen der schwachen Weltwirtschaft und wegen des starken Dollars besteht zudem die Gefahr, dass Amerika langsameres Wachstum und Deflation importieren wird. Es ist deshalb gut möglich, dass die Zinsen am langen Ende gar nicht steigen werden, wenn das Fed den ersten Schritt macht.“

Denkbar sei auch, dass Russlands Präsident Wladimir Putin im eigenen Land zu einer aggressiveren Haltung gezwungen werden könnte. Denn ein Öl-Preis von 55 US-Dollar pro Barrel setze Russland unter Druck. „Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Putin in die Offensive geht (…) Die große Frage ist also, was in Russland passieren wird. Möglich ist zum Beispiel, dass die Oligarchen die Geduld verlieren und Putin beseitigen. Das wäre nicht der erste solche Coup in Russland“, sagt Gundlach.

Der US-amerikanische Hedgefonds Bridgewater berichtet, dass der fallende Öl-Preis negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. In den vergangenen Jahren verzeichnete das BIP ein nominales Wachstum von etwa 0,5 Prozent. Doch während dieser Zeit lag der Öl-Preis bei durchschnittlich 75 US-Dollar pro Barrel. Ausgehend von diesem Vergleich müsste das BIP unter Berücksichtigung des derzeitigen Öl-Preis-Verfalls im Laufe des aktuellen Jahres um 0,7 Prozent schrumpfen. Dies wiederum entspricht einem Einkommens-Rückgang von 1 bis 1,5 Prozent.

In den vergangenen zwei Monaten hatte Saudi Arabien Öl-Preissenkungen für Exporte nach Asien, und in die USA vorgenommen. Doch nun geht das Königreich dazu über, seine Öl-Sorten für Kunden in Europa zu senken. Die Senkung soll zwischen 1,40 und 1,70 US-Dollar pro Barrel betragen.

Doch die Öl-Preise für Exporte in Richtung Asien werden nun für alle Öl-Sorten angehoben. Der Preisanstieg variiert zwischen 55 und 70 Cent. Dabei kämpft Saudi Arabien in Asien um Marktanteile gegen Nigeria und Kolumbien. „Der Kampf um Markt-Anteile dauert an (…) Wir beobachten keinen Rückgang bei den Öl-Fördermengen“, zitiert Bloomberg Tariq Zahir von Tyche Capital Advisors.

Für die USA, hebt Saudi Arabien die Preise für Schweröl um 20 Cent an. Doch gleichzeitig gesteht sie den Amerikanern Preissenkungen für alle anderen Öl-Sorten zwischen 10 bis 60 Cent ein.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Legale Tricks: Steuern sparen bei Fonds und ETFs - so geht's!
20.05.2024

Steuern fressen einen großen Teil der Börsengewinne auf. DWN zeigt Ihnen 11 legale Wege, wie Sie Steuern bei Fonds und ETFs sparen und...

DWN
Panorama
Panorama In wenigen Klicks: Verbraucher finden optimale Fernwärme-Tarife auf neuer Plattform
20.05.2024

Eine neue Online-Plattform ermöglicht es Verbrauchern, die Preise für Fernwärme zu vergleichen, was eine bedeutende Rolle in der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IEA schlägt Alarm: Rohstoffmangel gefährdet Klimaschutzziele
20.05.2024

Die Internationale Energie-Agentur warnt vor einem drohenden Mangel an kritischen Mineralien für die Energiewende. Mehr Investitionen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fußball-EM 2024: Bierbranche hofft auf Rückenwind
20.05.2024

Weil die Deutschen immer weniger Bier trinken, schrumpft der hiesige Biermarkt und die Brauereien leiden. Eine Trendwende erhofft sich die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Irreführende Praktiken“: Shein muss deutsche Website anpassen
20.05.2024

Nach einer Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer hat Shein eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Laut vzbv-Chefin Pop machen...

DWN
Technologie
Technologie BYD baut erstes Werk in der EU: Eine Gefahr für Deutschlands Autobauer?
20.05.2024

Bereits seit Dezember 2023 steht fest, dass BYD, Chinas wichtigste und staatlich geförderte Marke für Elektroautos, ein Werk in Szeged in...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat (zweiter Teil): Die Welt ist im Wasserkampf
20.05.2024

Jörg Barandat war unter anderem militärischer Berater im Auswärtigen Amt sowie Dozent für Sicherheitspolitik an der Führungsakademie...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
19.05.2024

Wasser sollte nicht getrennt von anderen Faktoren wie Energie und Klima betrachtet werden, sagt Jörg Barandat, langjähriger Berater...