Politik

Gericht verlangt Neutralität: Bürgermeister von Düsseldorf darf Rathaus nicht verdunkeln

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat dem Oberbürgermeister die Verdunkelung des Rathauses und die Organisation einer Gegedemo zur örtlichen Pegida-Demo untersagt. Er sei zur Neutralität verpflichtet. Steuergelder dürfen nach geltender Rechtslage nicht für den Meinungsstreit in der Demokratie verwendet werden.
12.01.2015 02:02
Lesezeit: 1 min

Der Oberbürgermeister von Düsseldorf, Thomas Geisel, wollte am Montag das Rathaus im Verlauf der Dügida-Demonstration verdunkeln.

Doch das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat im Rahmen einer einstweiligen Verfügung eine „Außerbetriebsetzung städtischer Beleuchtungseinrichtungen“ für unzulässig erklärt, weil der Bürgermeister zur Neutralität verpflichtet sei. Eine Stellungnahme stehe ihm nur als Privatperson zu.

Die Rheinische Post berichtet:

Das Gericht gab Geisel auf, er müsse auf den städtischen Internetseiten den Aufruf "Lichter aus! Düsseldorf setzt Zeichen gegen Intoleranz" entfernen. Durch den Aufruf würden örtliche Unternehmen aufgefordert, am Montagabend demonstrativ die Beleuchtung ihrer Gebäude auszuschalten. Ebenso dürfe Geisel nicht zur Teilnahme an einer Gegendemo aufrufen, dies müsse ebenfalls entfernt werden. Gerade weil der aktuelle Meinungsstreit nicht unmittelbar eine Düsseldorfer Angelegenheit sei, "dürfe er nicht unter Einsatz seiner ihm aus seinem Amt zukommenden Möglichkeiten und unter Inanspruchnahme städtischer Ressourcen in der politischen Diskussion gezielt Stellung beziehen".

Nachdem die Rheinische Post berichtet hatte, Geisel wolle der Anweisung des Gerichts nicht Folge leisten, relativierte ein Sprecher von Geisel dies wieder. Die Stadtregierung wolle nun am Montag entscheiden, ob sie der Anordnung des Gerichts Folge leistet. Geisel sieht das Neutralitätsgebot jedoch nicht als zwingend an. „Dieser Richterspruch geht in die völlig falsche Richtung (…) Ich habe im Staatsrechtsseminar an der Hochschule gelernt, dass unsere grundgesetzliche Ordnung auf einem Wertekanon fußt, und der ist eben nicht indifferent und neutral.“, zitiert die Rheinische Post Geisel: Gerade weil es unterschiedliche Urteile zu diesem Thema gebe, fände er es persönlich besser, wenn sich in einem System der Gewaltenteilung die Gerichtsbarkeit "etwas zurückhalten würde".

Geisel beruft sich bei seiner Argumentation auf die Bundeskanzlerin: „Wenn sich Angela Merkel bei einer Demonstration gegen Rechts- oder islamistischen Terror in die erste Reihe stellt, dann tut sie dies auch nicht als Privatperson, sondern als Bundeskanzlerin.“

In ihrer Neujahrsansprache 2015 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bürger dazu aufgerufen, nicht zu den Pegida-Demonstrationen zu gehen. Justizminister Maas und der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer haben die Pegida-Organisatoren aufgefordert, ihre geplante Demonstration abzusagen. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump öffnet Chip-Schleusen für China: Sicherheit nur noch zweitrangig
13.08.2025

Trotz jahrelanger Warnungen vor Pekings Militärambitionen gibt Trump den Verkauf modernster US-Chips an China frei – und stellt Profit...

DWN
Politik
Politik Bedrohung durch Russland? Estland weist russischen Diplomaten aus
13.08.2025

Die Beziehungen zwischen Russland und Estland sind seit Jahren konfliktgeladen und angespannt. Nun weist das EU- und Nato-Land einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wegen EU-Sanktionen: China verhängt Sanktionen gegen zwei EU-Banken
13.08.2025

Im Konflikt um Russland-Sanktionen setzt Peking zwei europäische Geldhäuser auf seine Sanktionsliste. Es handelt sich um eine...

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor strategischem Kipp-Punkt: Russlands Vorstoß könnte Verhandlungsmasse für Putin werden
13.08.2025

Während die Front im Donbass unter schwerem Druck steht, dringt Russland kurz vor dem Trump-Putin-Gipfel tief in ukrainisches Gebiet vor...