Politik

Euro-Abwertung: Frankreich jubelt, Deutschland jammert

Lesezeit: 1 min
19.01.2015 14:20
Die deutsche Wirtschaft warnt die EZB vor einer massiven Abwertung des Euro. Der französische Präsident Hollande ermuntert die EZB zur Abwertung. Wächst hier wirklich zusammen, was zusammengehört?

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nur elf Minuten trennen die beiden nachfolgenden Meldungen, die einiges über den Stand des Auseinanderdriften der Konvergenz der Euro-Zone sagen:

Um 13.55 Uhr meldete Reuters:

Der französische Präsident Francois Hollande verspricht sich von einem breit angelegten EZB-Kaufprogramm für Staatsanleihen einen Schub für die Konjunktur in Europa. "Und zu guter Letzt, wird die Europäische Zentralbank am Mittwoch die Entscheidung fällen, Staatsanleihen zu kaufen, was der europäischen Wirtschaft erhebliche Liquidität zuführen wird und das kann ebenfalls Wachstum begünstigen", sagte Hollande in einer Neujahrs-Ansprache zur Wirtschaftsentwicklung. Zu den positiven Faktoren zählte Hollande zudem den gefallenen Ölpreis und den Euro-Dollar-Wechselkurs.

Hollande listete in seiner Rede Faktoren auf, die nach seiner Einschätzung der europäischen Wirtschaft helfen und Frankreichs offizielle Wachstumsprognose von einem Prozent in diesem Jahr unterstützen könnten. Wie ein Mitarbeiter des Präsidialamtes erläuterte, nahm Hollande in seiner Rede nicht die Entscheidung der unabhängigen Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag vorweg. Er habe lediglich ein solches Szenario zu den Faktoren gezählt, die die Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Monaten begünstigen könnten.

Um 14.06 Uhr lesen wir bei Reuters:

Die deutsche Wirtschaft warnt die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der geplanten Geldschwemme vor einem Währungskrieg. "Die Märkte haben schon reagiert - der niedrige Euro-Wechselkurs ist auch eine Folge des signalisierten Staatsanleihenkaufs", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Das erleichtere zwar Exporte. "Aber der niedrige Wechselkurs hat auch seinen Preis." Andere Länder könnten darauf reagieren. "Wenn die USA jetzt zum Beispiel ihre Zinserhöhung verschieben, um gegenüber Europa nicht an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, droht uns eine Spirale des lockeren Geldes, bei der am Ende alle verlieren", warnte Wansleben.

Auch die Familienunternehmer sprechen von einer "schlechten Idee", Staatsanleihen zu kaufen. "Die EZB fühlt sich eigenmächtig zur Bekämpfung der Rezession in Europa berufen", sagte Verbandspräsident Lutz Goebel. "Dazu hat sie aber kein Mandat und überschätzt ihre Möglichkeiten auf Kosten der europäischen Steuerzahler." Die Gefahr sei groß, dass vor allem die Euro-Länder wieder stärker auf neue Schulden setzten, die erst auf halbem Wege bei ihren Reformbemühungen seien.

Die EZB wird voraussichtlich am Donnerstag den Kauf von Staatsanleihen im Volumen von Hunderten Milliarden Euro beschließen. Das Programm soll Banken bewegen, ihre Staatsanleihen abzustoßen und stattdessen mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die schleppende Konjunktur ankurbeln und einen Preisverfall auf breiter Front in der Euro-Zone verhindern.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...