Finanzen

Slowenien will durch Sparpaket dem Bailout entgehen

Lesezeit: 1 min
07.10.2012 23:24
Die slowenische Regierung verschärft die Sparmaßnahmen. Der öffentliche Dienst muss Gehaltskürzungen verkraften. Die Mehrwertsteuer wird erhöht und die Steuerbelastung für Studenten wird steigen. Die Maßnahmen sollen einen drohenden Bailout verhindern. Die Schieflage entstand unter anderem durch Sloweniens maroden Bankensektor.
Slowenien will durch Sparpaket dem Bailout entgehen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Regierung in Slowenien hat neue Sparmaßnahmen angekündigt. Der Business Recorder berichtet eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst von bis zu fünf Prozent, nach Aussagen des slowenischen Finanzministers Janez Sustersic. Die Maßnahmen sollen dem angekündigten Haushaltsentwurf für 2013 und 2014 entgegenkommen und belasten Studenten und die Nutzer von staatlichen Medien und Behörden. Die Neuverschuldung sollte im kommenden Jahr auf unter drei Prozent des BIP gesenkt werden, um die Vorgaben des EU-Stabilitätspaktes einhalten zu können. Dieses Ziel rückt bereits jetzt in weite Ferne.

Die Meldung trifft den öffentlichen Dienst besonders hart. Bereits im April gingen die Mitarbeiter wegen der verkündeten Sparmaßnahmen in den größten Streik der Landesgeschichte. Am Montag äußerte die slowenische Zentralbank Befürchtungen über eine Ausweitung der Rezession. Die Wirtschaftsprognose wurde für die kommenden Jahre nach unten korrigiert.

Besorgniserregend ist vor allem die Situation der slowenischen Banken. Diese benötigen etwa fünf Milliarden Euro (mehr hier), das entspricht bis zu 20 Prozent des slowenischen BIP. So wird eine der wichtigsten Banken Sloweniens, die Nova Kreditna, die Kapitalanforderungen der europäischen Bankenaufsicht verfehlen. Die weitaus größere Nova Ljubljanska Banka konnte die Zielvorgaben erreichen, allerding nur durch eine staatliche Geldspritze in Höhe von rund 381 Millionen Euro. Nova Kreditna droht jetzt der Verkauf an ausländische Investoren.

Die großen Rating-Agenturen haben die Bonität Sloweniens bereits herabgestuft, was die Zinslast des Landes erhöht. Der marode Bankensektor lässt Gerüchte immer wieder hochkochen, Slowenien könnte das sechste Land werden, das den EU-Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss. Der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, forderte das Land zu raschen Reformen auf: „Slowenien hat keine Zeit zu verlieren“, so die Nachrichtenagentur AFP. Die neuen Sparmaßnahmen sind ein Anzeichen für das Bemühen der Regierung, einem drohenden Bailout zu entgehen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...