Finanzen

Schweiz: HSBC half bei Steuerbetrug in Milliardenhöhe

Lesezeit: 2 min
09.02.2015 10:42
Die Schweizer Tochter der britischen HSBC-Privatbank hat reichen Kunden offenbar geholfen, Steuern zu hinterziehen, Das Institut soll zudem Schwarzgeld in Milliardenhöhe gebunkert haben. Die Kunden durften ganze Geldbündel in ausländischen Währungen abheben, die in der Schweiz allerdings von geringem Nutzen waren.
Schweiz: HSBC half bei Steuerbetrug in Milliardenhöhe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein Nummernkonto in der Schweiz galt jahrelang als sicherste Methode, Steuern zu sparen. Die Daten eines Ex-Mitarbeiters der britischen Großbank HSBC machen deutlich: Wohlhabende Kunden aus aller Welt haben davon Gebrauch gemacht.

Die Schweizer Filiale der britischen Großbank HSBC hat Steuersündern aus aller Welt im Milliarden-Maßstab beim Vermeiden von Zahlungen an die Finanzämter geholfen. Das geht aus vertraulichen Unterlagen der Bank hervor, die mehreren Medien zugespielt und dort ausgewertet wurden. Strafen und Steuernachzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro seien bereits bei Steuerbehörden in nur zwölf von Dutzenden betroffener Länder eingegangen, berichteten die Süddeutsche Zeitung, sowie die Sender NDR und WDR nach der Auswertung tausender vertraulicher Dokumente.

HSBC, die größte Bank Europas, räumte die Vorwürfe de facto ein. „Die Schweizer Privatbank der HSBC hat 2008 eine radikale Transformation begonnen, um seine Dienstleistungen davor zu bewahren, zur Steuervermeidung oder zur Geldwäsche genutzt zu werden“, sagte Franco Morra, der Vorstandschef der Schweizer Sparte in einem Statement. Die Konten von Steuersündern seien geschlossen worden, die Bank konzentriere sich nun auf besonders vertrauenswürdige Kundschaft. Dieser Reformschritt habe dazu geführt, dass 70 Prozent aller Konten dichtgemacht wurden, räumte die Bank ein. Konten von US-Bürgern seien 2010 komplett abgeschafft worden.

Unklar ist, wer die Steuersünder waren und wie viele davon aus Deutschland kommen. Das Bundesfinanzministerium erklärte, die Daten seien an die zuständigen Finanzämter weitergeleitet worden. Die Daten der Schweizer HSBC-Tochter hatte die französische Polizei 2009 bei einem ehemaligen Mitarbeiter der Bank beschlagnahmt. Von 3000 Konten seien nur sechs dem Finanzamt bekannt gewesen, berichtete der NDR.

Die Bank hatte im Jahr 2007 nach eigenen Angaben mehr als 30.000 Konten von Kunden aus mehr als 150 Ländern mit Einlagen von mehr als 118 Milliarden Dollar. Nach Medienrecherchen sollen unter den Kunden Verwandte und Regierungsmitglieder von Autokraten wie Ägyptens Ex-Herrscher Hosni Mubarak und Syriens Präsident Baschar al-Assad sein. Außerdem sollen Waffenhändler und Kriminelle ihr Geld bei dem Institut angelegt haben. Die Zahl der Konten sei inzwischen auf 10.000 aus nur noch 50 Ländern reduziert worden, die Einlagen betrügen nur noch 68 Milliarden Dollar, teilte die Bank weiter mit.

HSBC, die zweitgrößte Bank der Welt, erklärte weiter, sie arbeite bei der Aufarbeitung voll mit den Behörden zusammen. Die gegenwärtige Praxis der Bank und ihres neu eingesetzten Managements gehen sogar über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. „Wir haben keine Lust mehr auf Geschäfte mit Kunden oder potenziellen Kunden, die nicht unsere Standards erfüllen“, sagte Morra und fügte hinzu: „Diese Enthüllungen über frühere Geschäftspraktiken sind eine Erinnerung, dass das alte Schweizer Geschäftsmodell des Private Bankings nicht länger akzeptabel ist.“ Die Bank wies aber auch daraufhin, dass es sich um gestohlenes Datenmaterial handele. Es gebe auch Hinweise, dass es manipuliert worden sein könnte.

 

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik ​​​​​​​„Russland kann weder bezwungen noch eingeschüchtert werden.“
20.04.2024

Sergej J. Netschajew, Botschfter der Russischen Föderation in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit den Deutschen...

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...