Rumänien hat am Mittwoch damit begonnen, Moldawien mit Gas zu beliefern, um die Energieabhängigkeit des Landes von Russland zu verringern. „Es ist das erste Mal, dass Gas vom Westen in den Osten fließt“, zitiert ABC News die moldawische Außenministerin Natalia Ghermann.
Die rumänisch-moldawische Pipeline ist 43 Kilometer lang und verläuft von der rumänischen Stadt Iasi nach Ungheni in Moldawien. Die Finanzierung der Pipeline wurde fast vollständig von Bukarest übernommen. Rumänische Regierungsvertreter sagen, dass im aktuellen Jahr insgesamt 16 Millionen Kubikmeter Gas nach Moldawien fließen sollen, was 1,6 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs der Menschen in Moldawien abdecken würde. Im Gegensatz zu anderen Ländern in der Region, ist das EU-Mitglied Rumänien in der Lage, 85 Prozent seines Gasbedarfs aus seiner heimischen Produktion abzudecken.
Der rumänische Präsident Klaus-Werner Johannis befand sich Ende Februar auf einem Staatsbesuch in der moldawischen Hauptstadt Chisinau. „Rumänien ist ein Stabilitätsanker für die gesamte Region und ein Partner für seine Nachbarn, vor allem für Chisinau und Kiew“, zitiert ihn Notizie Geopolitiche. Moldawien leide immer noch unter dem „russischen Einfluss“, so Johannis. Bukarest werde gemeinsam mit Brüssel die Energieabhängigkeit Chisinaus von Moskau auflösen. Im vergangenen Jahr hatte Moldawien ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnet. Anschließend hatte der Kreml mit einer Erhöhung der Gaspreise gedroht.
Zwischen Moldawien und Russland herrscht auch ein jahrzehntelanger Streit über den rechtlichen Status der Region Transnistrien, welches aktuell unter russischem Einfluss steht. Transnistrien befindet sich im Osten von Moldawien und ist seit Anfang der 1990er Jahre de facto unabhängig. Doch Chisinau will die Unabhängigkeit des Gebiets nicht anerkennen.
Bei den vergangenen Parlamentswahlen 2014 in Moldawien konnten sich die EU-freundlichen Parteien überraschend durchsetzen. Sie erreichten gemeinsam 44 Prozent. Die pro-russischen Sozialisten kamen auf 21,5 Prozent. Die Opposition warf der Regierung Wahlmanipulation vor. In Moskau kam es anschließend zu Protesten am moldawischen Konsulat, weil dort viele Menschen wegen langer Wartezeiten keine Chance mehr hatten, ihre Stimme abzugeben. „Wir sind mit Russland!“ und „Wir wollen keine EU!“, skandierten die Menschen. Nach offiziellen Angaben leben in Russland mehr als 700.000 Moldawier.
In Rumänien war es nach der Wahl im November 2014 ebenfalls zu Protesten gekommen: Dort hatte sich die EU-freundliche Opposition durchgesetzt. Zahlreiche Wähler, vor allem im Ausland, waren allerdings an der Stimmabgabe gehindert worden.