Finanzen

Währungskrieg: Asien antwortet auf EZB-Attacke

Die Notenbank Südkoreas hat den Leitzins von 2,0 auf das Rekordtief von 1,75 Prozent, um die heimische Exportwirtschaft zu stärken. Zuvor hatten weltweit 20 Notenbanken ihre Leitzinsen gesenkt. Diese Entwicklung wird als Reaktion auf die EZB-Geldpolitik gesehen. Der deutsche Außenhandel warnt vor einem Währungskrieg.
12.03.2015 23:00
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die südkoreanische Zentralbank hat wegen der schwächelnden Konjunktur überraschend ihren Leitzins gesenkt. Er werde von 2,0 auf das Rekordtief von 1,75 Prozent gesetzt, kündigte die Notenbank am Donnerstag in Seoul an. „Wir haben gesehen, dass die Wirtschaft nicht so stark wächst wie erwartet und dass die Inflation geringer ist als angenommen“, begründete Notenbankchef Lee Ju Yeol den Schritt. „Wir haben daher entschieden, dass es besser ist, vorsorglich zu handeln.“ Die Entscheidung für die sechste Zinssenkung seit Juli 2012 fiel allerdings im Zentralbankrat nicht einstimmig: fünf Notenbanker stimmten dafür, zwei dagegen.

Südkorea schloss sich den Notenbanken in Thailand, Indien, Singapur, Australien und Indonesien an, die bereits ähnliche Schritte vollzogen haben. Den Börsen in Asien gab das Auftrieb, während die Landeswährung Won auf den niedrigsten Stand seit 20 Monaten fiel.

„Die Zinssenkung kam einen Monat früher als wir erwartet haben“, sagte Ökonom Lim Ji Won von JPMorgan Chase in Seoul. „Ein weiterer Schritt bleibt möglich, sollte sich die Konjunktur nicht merklich beleben.“ Die Zentralbank hatte ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr von 3,9 auf 3,4 Prozent gesenkt. Wegen der schwächeren Konjunktur in China und der schwierigen Lage in vielen europäischen Ländern dürfte die Prognose im April nochmals gesenkt werden, erwarten Experten. Im Februar waren die Exporte so kräftig gefallen wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Die EZB hatte den Leitzins zuletzt auf 0,05 Prozent gesenkt. Die Euro-Abwertungspolitik löst augerechnet beim deutschen Außenhandel Kritik aus, obwohl die deutsche Exportwirtschaft von einem schwachen Euro profitiert. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) warnt vor der Gefahr eines „Währungskrieges“. Der BGA erkennt messerscharf: Zwar profitieren die deutschen Unternehmen vom billigen Euro. Die Importe werden jedoch teurer - und das kann für Deutschland noch richtig unangenehm werden.

Zwischen dem 1. Januar und dem 12. März hatten insgesamt 20 Notenbanken ihre Leitzinsen gesenkt:

Januar 2015: Usbekistan senkt Leitzins von zehn auf neun Prozent

Januar 2015: Rumänien senkt Leitzins auf 2,25 Prozent

Januar 2015: Die Schweiz senkt Leitzins auf minus 0,75 Prozent

Januar 2015: Ägypten senkt Leitzins auf 8,75 Prozent

Januar 2015: Peru senkt Leitzins auf 3,25 Prozent

Januar 2015: Türkei senkt Leitzins auf 7,75 Prozent

Januar 2015: Kanada senkt Leitzins auf 0,75 Prozent

Januar 2015: Pakistan senkt Leitzins auf 8,5 Prozent

Januar 2015: Albanien senkt Leitzins auf zwei Prozent

Januar 2015: Russland senkt Leitzins auf 15 Prozent

Februar 2015: Australien senkt Leitzins auf ein Allzeit-Tief von 2,25 Prozent

Februar 2015: Singapur senkt Leitzins auf 7,5 Prozent

Februar 2015: Dänemark senkt Leitzins auf 0,05 Prozent

Februar 2015: Schweden senkt Leitzins auf minus 0,1 Prozent

Februar 2015: Israel senkt Leitzins auf 0,1 Prozent

Februar 2015: Indonesien senkt erstmals seit drei Jahren den Leitzins auf 7,5 Prozent

Februar 2015: Botswana senkt Leitzins auf 6,5 Prozent

März 2015: Indien senkt Leitzins auf 7,50 Prozent

März 2015: Thailand senkt Leitzins auf 1,75 Prozent

März 2015: China senkt Ausleihungssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 5,32 Prozent und den Einlagensatz um 0,25 Punkte auf 2,50 Prozent

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...