Politik

Washington nervös: China, Japan und Südkorea schmieden eine Allianz

Lesezeit: 2 min
21.03.2015 15:36
In Asien formiert sich offenbar eine überraschende neue Achse: China, Japan und Südkorea wollen ihren Streitigkeiten beilegen und eine neue Wirtschaftsachse bilden. In Washington herrscht Unbehagen.
Washington nervös: China, Japan und Südkorea schmieden eine Allianz

Mehr zum Thema:  
Asien > China > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Asien  
China  
USA  

Trotz Konflikten um Inseln und historische Ereignisse haben China, Japan und Südkorea einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der trilateralen Zusammenarbeit gemacht. Zum ersten Mal seit drei Jahren trafen sich die Außenminister der drei Länder. Sie vereinbarten am Samstag in Seoul, auf ein Gipfeltreffen ihrer Staats- und Regierungschefs hinzuarbeiten und sich Problemen mit der Geschichtsauffassung stellen zu wollen. Zudem wollen sie sich weiter für ein Freihandelsabkommen und neue Mehrparteiengespräche über Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm einsetzen.

Dieser Schritt kommt nur wenige Tage, nachdem die USA eine empfindliche Niederlage im Ringen um die geopolitische Vorherrschaft einstecken mussten: Zahlreiche europäische Verbündete haben sich gegen den ausdrücklichen Willen der Amerikaner gestellt und ihre Mitwirkung an einer von China geführten Investitionsbank (AIIB) bekanntgeben. Auch Australien und Südkorea wollen anschließen - es ist gut denkbar, dass auch Japana eine Kehrtwende vollzieht. Der treueste Verbündete der Amerikaner hat bisher als eines der wenigen Länder die Mitwirkung an der AIIB abgelehnt. In den USA macht sich Unbehagen breit, weil die neue Bank eine Konkurrenz zu den von den USA dominierten Institutionen IWF und Weltbank werden könnte. Zuletzt riet sogar das angesehene Council on Foreign Relations der Regierung in Washington, ihre globale Blockade-Mentalität aufzugeben und sich neuen Initiativen lieber anzuschließen statt sie zu bekämpfen.

Südkoreas Außenminister Yun Byung Se und seine Amtskollegen aus China und Japan, Wang Yi und Fumio Kishida, äußerten die Hoffnung, dass «der trilaterale Kooperationsmechanismus» wieder in Gang gesetzt wird. Dieser könne zu einem Rahmen für die Stabilität in der Region werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Auch würden die Minister ihre Bemühungen um ein Dreier-Gipfeltreffen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt fortsetzen.

«Für die drei Länder ist die gemeinsame Historie keine Frage der Vergangenheit, sondern ein gegenwärtiges Problem», sagte Chinas Außenminister nach dem Treffen vor Journalisten mit Blick auf das Ende des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere Südkorea und China werfen der japanischen Regierung vor, die Kriegsvergangenheit des Landes verschleiern zu wollen.

Dazu zählt etwa die von der kaiserlichen japanischen Armee betriebene Sexsklaverei während des Krieges. Aus Sicht Südkoreas hat sich Japan bis heute nicht adäquat damit auseinandergesetzt. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat sich bisher geweigert, den japanischen Regierungschef Shinzo Abe zu bilateralen Gesprächen zu treffen. Am Samstag empfing sie alle drei Außenminister.

Daneben sorgte unter anderem der Streit zwischen China und Japan um Inseln im Ostchinesischen Meer in den vergangenen Jahren immer wieder für Zündstoff. Auch Südkorea und Japan streiten sich um eine Felseninselgruppe im Meer zwischen beiden Ländern. Japan erhebt Anspruch auf die von Südkorea kontrollierte Inselgruppe, die von den Koreanern Tokdo und von den Japanern Takeshima genannt wird.


Mehr zum Thema:  
Asien > China > USA >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...