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Software-Entwickler sollen bei Unfällen mit selbstfahrenden Autos haften

Lesezeit: 2 min
26.03.2015 10:16
Versicherungen arbeiten an Modellen für selbstfahrende Autos. „Das Geschäftsmodell der Kfz-Versicherungen steht vor massiven Änderungen“, so eine Studie der die Unternehmensberatung McKinsey. Das Risiko verlagere sich demnach vom Fehler des Fahrers zum Fehler des Autos - und damit des Entwicklers.

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90 Prozent der Verkehrsunfälle sind Folgen menschlicher Fehler. Mit der Verbreitung von Fahrer-Assistenzsystemen wie automatischer Bremshilfe oder Spurhalte-Alarm dürfte es künftig weniger schwere Unfälle geben. Durch Assistenzsysteme gerät nun aber zunehmend das Auto als Risikofaktor in den Blick der Versicherer.

Die Versicherer arbeiten bereits an Modellen für das Autofahren der Zukunft - bis hin zum selbstfahrenden Auto. „Das Geschäftsmodell der Kfz-Versicherungen steht vor massiven Änderungen“, schreibt die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie. Künftig schwindet bei der Beurteilung der Risiken vor allem die Bedeutung des Fahrers.

„Derzeit sind etwa 90 Prozent aller Verkehrsunfälle durch menschliches Fehlverhalten bestimmt, nur 10 Prozent durch technische Fehler“, sagt Allianz-Vorstand Alexander Vollert. Je stärker der Fahrer aber am Steuer von Assistenzsystemen unterstützt wird, desto geringer wird seine Bedeutung bei einem möglichen Unfall. „Das Risiko verlagert sich vom menschlichen Fehler seitens des Fahrers oder Verkehrsteilnehmers zum menschlichen Fehler des Entwicklers.“

Auf die Höhe der Versicherungsprämie wirken sich die Assistenzsysteme bereits jetzt aus: Autos mit Notbremssystemen, die Autos bei Geschwindigkeiten bis zu 30 Stundenkilometern vor einem drohenden Auffahrunfall automatisch abbremsen können, werden nach Angaben der Allianz bereits eine Typklasse geringer eingestuft als Autos ohne dieses System.

Ob Assistenzsysteme zur Vermeidung eines Unfalls aber tatsächlich beitragen, lässt sich nach Einschätzung der HUK Coburg bislang nicht immer ganz einfach ermitteln. „Zur genauen Analyse fehlt uns häufig die Information, ob ein System im Auto wirklich verbaut ist. Ein entsprechender Schlüssel in der Fahrzeugidentifikationsnummer würde uns helfen“, sagt Vorstandschef Wolfgang Weiler.

Kleinere Sachschäden, etwa durch Unfälle im Innenstadtverkehr und beim Einparken, könnten sich mit den Hightech-Autos sogar verteuern, weil dadurch dann auch teure Elektronik beschädigt werde. Zudem fließen weiterhin auch Wetterrisiken wie Hagel oder Diebstahl in die Kalkulationen der Versicherer ein. Ob die neuen Systeme daher insgesamt dazu führen, dass die Autoversicherung auf lange Sicht billiger wird, ist zweifelhaft.

Das völlig selbstfahrende Auto verbucht zumindest der HUK-Chef noch unter Science Fiction, da noch immer völlig unklar ist, ob und wann Autos ohne Fahrer auf deutschen Straßen jemals fahren werden. Konkurrent Allianz sicherte aber vorsichtshalber schon einmal Versicherungsschutz zu. „Natürlich werden wir auch selbstfahrenden Autos einen passenden Versicherungsschutz anbieten“, sagt Vollert.

Fraglich bleibt aber aus seiner Sicht, ob man sein Auto überhaupt autonom fahren lassen darf. Zwar wurde das in die Jahre gekommene Wiener Übereinkommen für den Straßenverkehr aus dem Jahr 1968 inzwischen ergänzt, in dem es noch hieß: „Jeder Führer muss dauernd sein Fahrzeug beherrschen oder seine Tiere führen können.“ „Allein daran, dass man damals neben Kraftfahrzeugen gleichermaßen noch Pferdegespanne und Ochsenkarren im Auge hatte, zeigt sich ein gewisser Reformbedarf der Regelung, der nun auch erfolgt ist“, sagt Vollert.

Google begegnet den Sicherheitsbedenken bereits im Vorfeld, indem der Konzern für sein selbstfahrendes Auto etwa Außenairbags entwickelt, die bei einem Unfall nicht nur die Insassen, sondern auch mögliche beteiligte Fußgänger schützen.

Doch auch nach der reformierten Regelung muss der Halter das System, das das Auto steuert, zumindest im Notfall abschalten können. Damit dürfte es zwar auch im selbstfahrenden Auto mit einem Nickerchen auf dem Fahrersitz schwierig werden. Die neu gewonnene Zeit des Autoinsassen, der sich nicht mehr auf das Fahren konzentrieren muss, würde der Wirtschaft aber enorme Chancen bieten. Das sagt zumindest die Unternehmensberatung McKinsey voraus - und hat auch gleich eine Rechnung dazu aufgestellt: „Jede zusätzliche Minute im Auto, in der Menschen ungestört mobil im Internet surfen, bietet weltweit ein Umsatzpotential von fünf Milliarden Euro jährlich.“


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