Tokenisierung als Brücke zwischen Krypto und Finanzmärkten
Die Grenze zwischen Finanz- und Kryptowelt verschwimmt zunehmend. Die US-Plattform Robinhood kündigte an, künftig auch in Europa tokenisierte US-Aktien und sogar Anteile an privaten Unternehmen wie OpenAI und SpaceX handelbar zu machen. Künftig sollen mehr als 200 US-Aktien sowie börsengehandelte Fonds (ETFs) rund um die Uhr verfügbar sein. Hinzu kommt ein Novum: Anleger können erstmals auch in nicht-börsennotierte Unternehmen investieren – zumindest symbolisch. Wie Robinhood-CEO Vlad Tenev auf einer Veranstaltung in Frankreich erklärte, sind OpenAI und SpaceX die ersten Firmen, für die digitale Anteile angeboten werden. Beide sind bislang nicht an der Börse notiert – klassische Anleger hatten bisher keinen Zugang.
Der Zugang zu diesen Beteiligungen erfolgt über die sogenannte Tokenisierung. Dabei werden reale Aktien – etwa von Apple oder Nvidia – digital in Token umgewandelt und auf der Blockchain abgebildet. Diese tokenisierten Aktien sollen Anlegern weltweit neue Möglichkeiten bieten: geringere Kosten, flexiblere Handelszeiten und niedrige Einstiegshürden. Auch Immobilien und andere Vermögenswerte stehen auf der Liste künftiger Tokenisierungen. Doch bei nicht-börsennotierten Unternehmen ist Vorsicht geboten: Käufer erwerben keine echten Aktien. Die zugrundeliegenden Anteile bleiben im Besitz der Plattform, also Robinhood oder eines Partners. Im Fall von OpenAI wurde bereits klargestellt, dass keine offizielle Zusammenarbeit mit Robinhood besteht.
Technisch handelt es sich um sogenannte CFDs (Contracts for Difference), die lediglich mit Blockchain-Technologie kombiniert wurden. Die Ausgabe erfolgt zunächst über Arbitrum, eine Erweiterung des Ethereum-Netzwerks. Eine eigene Blockchain ist geplant.
Robinhood: Eigentum oder Illusion? Was Anleger wirklich kaufen
Ein Sprecher von Robinhood sagte gegenüber Bloomberg, dass Inhaber solcher Token zwar Dividenden erhalten könnten – Stimmrechte seien jedoch nicht vorgesehen. Noch schwerwiegender: Im Falle einer Insolvenz von Robinhood wäre es extrem schwierig, das Eigentum an den Token in reale Ansprüche zu überführen. Denn rechtlich gesehen bleibt der Anbieter der wirtschaftliche Eigentümer.
Bedeutung für Deutschland: Für deutsche Anleger öffnet sich mit diesen neuen Produkten ein Markt mit großem Potenzial, aber auch erheblichen Unsicherheiten. Die Möglichkeit, in bekannte Technologiemarken wie OpenAI oder SpaceX zu investieren, erscheint verlockend – doch ohne europäische Regulierung bleibt das Risiko hoch. Zudem könnten klassische Banken und Broker durch solche Blockchain-Innovationen zunehmend unter Druck geraten. Die Frage ist, ob Deutschland rechtzeitig eigene Regeln schafft oder erneut von US-Plattformen überrollt wird.
Revolution oder Risiko? Was die Tokenisierung für Finanzmärkte bedeutet
Robinhood-CEO Tenev spricht von einer Handelsrevolution. Durch Blockchain-basierte Token könnten Börseninfrastruktur und Transaktionskosten radikal reduziert werden. Besonders in Europa will Robinhood experimentieren – der weniger regulierte Markt erlaubt mehr Spielraum.
Experten erwarten tiefgreifende Veränderungen. Laut Reuters könnten tokenisierte Wertpapiere den Zugang zu Kapitalmärkten revolutionieren. Doch in den USA fehlt bislang ein klarer Regulierungsrahmen. Andere Handelsplattformen haben ähnliche Produkte angekündigt – die Konkurrenz wächst. Doch Anleger sollten wachsam bleiben: Der Schritt von Innovation zu Spekulation ist oft kürzer als gedacht.