Jamie Dimon warnt vor wirtschaftlicher Schwäche Europas
„Ihr verliert“, sagt Jamie Dimon laut Financial Times – eine direkte Botschaft an Europas politische Führungen. „Europa ist von 90 Prozent des US-BIP auf 65 Prozent gefallen – innerhalb von 10 bis 15 Jahren. Das ist kein gutes Zeichen“, so der Chef der größten US-Großbank weiter. Diese Aussagen machte Dimon am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Dublin, organisiert vom irischen Außenministerium. „Ihr verliert“, wiederholte Dimon.
Jamie Dimon steht seit 2006 an der Spitze von JP Morgan – einer der vier größten Banken der USA mit einer Marktkapitalisierung von rund 680 Milliarden Euro. Er gilt als eine der einflussreichsten Stimmen in der US-Wirtschaft.
Europas Reformbedarf und Dimons Kritik an Brüssel
Es ist nicht das erste Mal, dass Dimon Europa in den wirtschaftspolitischen Senkel stellt.
Bereits im Frühjahr hatte er erklärt, dass Europa „ernsthafte Probleme zu lösen“ habe. Damals forderte er umfassende Strukturreformen, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas langfristig zu sichern. Am Donnerstag richtete Dimon den Blick jedoch nicht nur auf Europa. Auch die USA selbst stehen seiner Ansicht nach vor wirtschaftlichen Risiken – insbesondere im Hinblick auf die Zinspolitik.
USA vor Zinsschock? – Und was das für Europa bedeutet
Wie das schwedische Portal Dagens Industri berichtet, sieht Dimon ein deutlich erhöhtes Risiko für steigende Zinsen in den USA. „Der Markt geht derzeit von einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent aus – ich rechne eher mit 40 bis 50 Prozent“, so Dimon. Als mögliche Gründe nennt er unter anderem die US-Zollpolitik sowie die expansive Finanzpolitik der Vereinigten Staaten. Donald Trump habe zudem mehrfach versucht, Fed-Chef Jerome Powell unter Druck zu setzen, um die Leitzinsen zu senken.
Für die deutsche Wirtschaft ist Dimons Warnung mehr als symbolisch. Als Exportnation profitiert Deutschland nur in einem starken Europa – doch Rückstand bei Produktivität, Kapitalmarktintegration und Digitalisierung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig erhöht ein möglicher US-Zinsschock den Druck auf den Euro und erschwert die Finanzierung industrieller Transformation. Jamie Dimons scharfe Worte sind ein Weckruf: Europa braucht nicht nur neue Impulse, sondern tiefgreifende Reformen, um wirtschaftlich wieder mit den USA und China gleichzuziehen. Die Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet darüber, ob der Kontinent weiterhin global mitgestalten kann – oder weiter an Einfluss verliert.