Eine Forschergruppe an drei deutschen Universitäten arbeitet an einer Methode, wie Fußgänger automatisch von Punkt A nach B kommen, ohne auf eine Karte oder ein Gerät schauen oder über den richtigen Weg nachdenken zu müssen. In einem Experiment wandten sie elektrische Stimulation an, um Probanden in einem Parcours nach rechts oder links zu bewegen. Die Studie namens „Human Cruise Control“ stellen die Forscher nun auf der Konferenz zu Mensch-Computer-Interaktion im südkoreanischen Seoul vor.
Coautor Max Pfeiffer von der Uni Hannover erklärt darin die Idee: Es gehe darum, die Ablenkungen beim Gehen auszuschalten: Ständig auf das Smartphone schauen zu müssen, während man den Weg sucht, sei in gewisser Weise kontraproduktiv. Eine Technik, die Fußgänger hingegen ohne Karte zuverlässig und bequem an ihr Ziel leitet, könnte auch für Situationen Anwendung finden, in denen die Sicht eingeschränkt ist, so das Technologiemagazin Technology Review.
Die Forscher platzierten dazu Elektroden an den Beinmuskeln, die diagonal über die Oberschenkel laufen. Diese verbanden sie mit einem handelsüblichen elektrischen Muskelstimulationsgerät und einer Bluetooth-Steuerplatine, die an der Taille getragen wird.
Via Smartphone-App steuerten die Forscher so Teilnehmern Parkwege entlang, indem sie elektrische Impulse an das rechte oder linke Bein sendeten. Die Impulse sollen dabei eine leichte Zuckung auslösen, die das Bein beim Gehen leicht nach außen oder innen neigt. Das Gefühl, so Pfeiffer sei wie ein Prickeln, das sich im Laufe der Zeit verringert.
Derzeit arbeiten die Forscher an einer Automatisierung der Steuerung, so dass die Probanden einer Route via Navigationssystem und ganz ohne menschliche Regie folgen.
Ein Problem seien dabei noch die sperrigen Elektroden, die noch unbequem zu tragen sind. Einfachere Technologien für weniger störende Navigation zeichnen sich jedoch bereits ab: Die Apple Watch zum Beispiel gebe mit einem Schlag auf das Handgelenk das Signal, wenn Sie nach links oder rechts abzubiegen.