Politik

Frankreich weigert sich, den EU-Vorgaben beim Defizit zu folgen

Frankreich kommt im Defizitstreit mit der EU den Forderungen Brüssels nicht nach. Statt den eigentlich vereinbarten 0,8 und 0,9 Prozent für die nächsten beiden Jahre, wird das Defizit nur um 0,5 Prozent abgebaut. Die EU hat Frankreich zuvor erlaubt, sein Defizit bis nach den Präsidentschaftswahlen zu erhöhen, um Hollande im Wahlkampf mehr Luft zu verschaffen.
19.04.2015 01:25
Lesezeit: 1 min

Frankreich geht mit der Europäischen Kommission beim Schuldenabbau auf Konfrontation. Das strukturelle Defizit werde im kommenden und übernächsten Jahr um 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduziert, teilte die Regierung am Mittwoch in ihrem Bericht für die EU-Kommission mit. Damit kommt Paris den Forderungen von Brüssel nicht nach. Die EU-Kommission erwartet, dass das strukturelle Defizit, also ohne Berücksichtigung konjunktureller Schwankungen, 2016 um 0,8 Prozent und 2017 um 0,9 Prozent zurückgefahren wird.

Erst kürzlich hatte die französische Regierung zwei Jahre mehr Zeit erhalten, um die Neuverschuldung unter die Marke von drei Prozent des Bruttoinlandprodukts zu drücken. Zuvor hatte das Land bereits mehrfach die Defizitziele verfehlt, musste dafür sogar Not-Reserven anzapfen.

Finanzminister Michel Sapin sagte, Ziel sei es, die Wirtschaft langfristig wiederzubeleben. Bis 2017 sollen die drei Prozent dann erreicht werden. Dafür sollen im laufenden Jahr vier Milliarden Euro und 2016 fünf Milliarden Euro beim Budget eingespart werden. Die Regierung in Paris geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um ein Prozent und 2016 wie auch 2017 um 1,5 Prozent anzieht.

Das französische Finanzministerium hat zudem vor wenigen Tagen die Wachstumsprognosen für die beiden kommenden Jahre nach unten korrigiert. Für 2016 und 2017 wird nunmehr nur noch mit einem Wachstum von 1,5 Prozent gerechnet.

Die EU hat Frankreich im Februar erlaubt, sein Defizit bis zu den Präsidentschaftswahlen zu erhöhen. Danach soll es wieder auf die die in den Maastricht-Kriterien festgeschriebenen Vereinbarungen gesenkt werden. Das verschafft Francois Hollande etwas Luft für den Wahlkampf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.