Finanzen

Gegen den Dollar: Öl-Staaten lösen Währungs-Reserven im Rekord-Tempo auf

Zahlreiche Öl-Staaten bauen im Rekord-Tempo ihre Dollar-Bestände ab. Es ist ein neues Phänomen, dass die OPEC-Staaten Liquidität aus dem Markt absaugen und Investitionen zurückfahren. Bleibt der Öl-Preis noch lange niedrig, könnte dies die Position des Dollar als Weltwährung schwächen.
17.04.2015 01:16
Lesezeit: 1 min

Die weltweiten Öl-Staaten lösen ihre Währungs-Reserven, die in Dollar gehalten werden, auf. Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölproduzent, ist das Paradebeispiel für diesen Prozess: seine Devisenreserven sanken um 20,2 Milliarden Dollar im Februar, was der größte monatliche Rückgang der vergangenen 15 Jahre darstellte. Das ist ein fast doppelt so großer Rückgang wie kurz nach der Finanzkrise 2009, als Riad 11,6 Milliarden Dollar an Devisenreserven in einem einzigen Monat verbrauchte, berichtet Bloomberg. Der Chef-Analyst der Baader Bank, Robert Halver, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die Öl-Staaten den starken Dollar etwas abbremsen wollen. Allerdings seien an dieser Stelle die Zinsseite oder die Zinserwartungen weitaus entscheidender für die Dollar-Stärke. Grundsätzlich führen niedrige Öl-Preise zu einem starken Dollar und umgekehrt.

Halver wörtlich: „Die weltweiten Dollar-Reserven gehen hauptsächlich zurück, weil die Staaten ihre Reserven anzapfen müssen, um ihre Ausgaben zu begleichen. Doch weder bei Saudi-Arabien noch bei Kuwait  - oder auch bei anderen wichtigen Öl-Staaten - können wir massive Auflösungen der Dollar-Reserven beobachten. Wäre dies der Fall, würde dies zwangsläufig zu einer Abwertung des Dollars führen. Darüber würden sich die US-Exporteure freuen. Doch der Effekt der aktuellen Auflösungen der Währungs-Reserven ist nicht ausreichend, um den Dollar nachhaltig zu schwächen. In den Schwellenländern werden etwa zwei Drittel bis drei Viertel der Währungsreserven in Dollar gehalten“.

In Angola fielen die Reserven im vergangenen Jahr um 5,5 Milliarden Dollar, was der größte jährliche Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen vor 20 Jahren war. In Nigeria fielen die Währungsreserven im Februar um 2,9 Milliarden US-Dollar. Das war der größte monatliche Rückgang seit 2010.

Über Jahre hinweg haben die OPEC-Staaten den internationalen Finanzmarkt mit liquiden Mittel versorgt. Durch den Verkauf von Energieträgern nahmen sie Petro-Dollar ein und tätigten mit dem Geld internationale Investitionen. Die Petro-Dollars flossen in den Ankauf von US-Staatsanleihen, hochverzinslichen Unternehmens-Anleihen, Aktien, Immobilien oder auch als Einlagen an Banken.

„Das ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass die OPEC Nationen Liquidität aus dem Markt absaugen und nicht in Form von Investitionen reinpumpen“, zitiert die Financial Times den Leiter der Forschungsabteilung von BNP Paribas, David Spegel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Absatzrekord: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
13.03.2025

Vegan war gestern: Sie ist seit Jahren das meistverkaufte Produkt der Marke Volkswagen: die VW-Currywurst. Und während der Autoabsatz...

DWN
Finanzen
Finanzen Fast 3000 Dollar: Goldpreis erreicht neuen Höchststand
13.03.2025

Zölle, Gegenzölle, Strafzölle: Der von den USA entfachte Handelsstreit treibt Anleger zum Gold als sicheren Hafen. Seit dem Amtsantritt...

DWN
Panorama
Panorama Ukraine-Krieg: Moskau meldet die Befreiung der Stadt Sudscha im Gebiet Kursk
13.03.2025

Moskaus Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die seit sieben Monaten von ukrainischen Truppen besetzte Kleinstadt Sudscha im...

DWN
Immobilien
Immobilien Offene Immobilienfonds in Schockstarre: Anleger ziehen Milliarden ab - wie geht es weiter?
13.03.2025

Aktuelle Daten zeigen, dass Anleger Summen in Milliardenhöhe aus offenen Immobilienfonds abziehen. Januar war der schlimmste Monat seit...

DWN
Politik
Politik AfD scheitert mit Klage gegen geplante Änderung des Grundgesetzes - Linke stimmen auch dagegen
13.03.2025

Die AfD ist mit dem Versuch gescheitert, die Sondersitzung des Bundestags mit den Beratungen über eine Änderung des Grundgesetzes zu...

DWN
Politik
Politik US-Regierung droht Shutdown – Schumer warnt vor parteipolitischer Blockade
13.03.2025

Der US-Senat steht vor einer wegweisenden Abstimmung, die das Risiko eines Regierungsstillstands birgt. Laut dem Minderheitsführer der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mietpreisbremse: Wie Conny Mieter-Ansprüche juristisch gegen Eigentümer durchsetzt
13.03.2025

Was einst schon einmal dem Start-up Flightright GmbH bei Flugreisen geglückt ist, nämlich für Verbraucher bei Airlines Entschädigungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall rüstet auf: Rüstungskonzern plant Aufstockung auf 40.000 Mitarbeiter
13.03.2025

Das Waffengeschäft boomt und damit Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall: Die Auftragsbücher sind so voll wie nie. Der...