Politik

Finnischer Wahlsieger könnte auf Distanz zu Russland-Sanktionen gehen

Lesezeit: 2 min
20.04.2015 15:11
Das finnische Wahlergebnis könnte auch Auswirkungen auf die Russland-Politik der EU haben. Der Wahlsieger Juha Sipilä ist eher gegen die Sanktionen, weil sie der finnischen Wirtschaft schweren Schaden zufügen. Auch der Nato steht Sipilä deutlich kritischer gegenüber als sein Vorgänger Stubbs.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die finnischen Wahlen haben Juha Sipilä vor allem aus innpolitischen Gründen einen Wahlsieg beschert: Die Wirtschaftslage des Landes ist schlecht. Der scheidende Finanzminister sprach sogar von einem verlorenen Jahrzehnt, wie der Sender YLE berichtet. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, das einzige Vorzeigeunternehmen Nokia hat seinen Glanz verloren. Erst vor kurzem hat das Land sein Triple A verloren, die Folgen des Euro-Beitritts sind also eher negativer Art.

Juha Sipilä ist selbst Unternehmer und hat als erste Maßnahme einen staatlichen Fonds in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zur Förderung von Startups angekündigt. Er hat der Ankurbelung der Wirtschaft die höchste Priorität zugewiesen. Der Staat soll schlanker und die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig werden, sagte Sipilä nach dem Wahlsieg in Helsinki.

Mit Interesse wird daher verfolgt, welchen Kurs Finnland im Hinblick auf die EU-Sanktionen gegen Russland einschlagen wird: Finnland hat die längste Grenze aller EU-Staaten mit Russland. Russland ist einer der zentralen Handelspartner. Schon im Wahlkampf hatte Sipilä gesagt, die wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen und der russischen Gegensanktionen seien unterschätzt worden. Deshalb müssten diese sorgfältig untersucht und analysiert werden, zitiert ihn YLE: „Finnland sollten wissen, wie sich die Sanktionen im kommenden Jahr auf die Wirtschaft auswirken wird, weil es erhebliche Auswirkungen haben könnte“, so Sipilä. Es ist daher naheliegend, dass die neue Regierung versuchen könnte, die Sanktionen zu beenden. Denn tatsächlich könnte die Wiederbelebung des Handels mit Russland schneller Erfolge für die Wirtschaft zeigen als staatliche Förderprogramme. Die russischen Staatsmedien wie RT frohlockten bereits, dass der neue Premier ein Sanktions-Gegner sei - eine Euphorie, die der britische Economist für verfrüht hält.

Denn Sipilä hat er mit dem ehemaligen EU-Kommissar Olli Rehn einen Mann in seinem Team, der in dieser Frage unberechenbar ist, weil er in Brüssel bestens vernetzt ist. Allerdings hatte Rehn seine Karriere im EU-Parlament zugunsten einer Position in Helsinki aufgegeben. Es ist durchaus denkbar, dass Rehn Finanzminister unter Sipilä wird. Als solcher wird ihm das eigene Wohlergehen wichtiger sein als die Treue zu Brüssel. Rehn sagte in einem Bloomberg-Interview, dass die finnische Wirtschaft wieder in Gang gebracht werden müsse, wenn die neue Regierung Erfolg haben will.

Auf der militärischen Ebene zielt der Sipilä vor allem eine Kooperation mit Schweden an. Er spricht sich gegen eine Nato-Mitgliedschaft Finnlands aus und repräsentiert damit die Mehrheitsmeinung im Land, berichtet die FT. „Finnland gehört in keinerlei Militär-Bündnisse, aber wir behalten uns die Option eines Nato-Beitritts vor. Wenn eine Mitgliedschaft in Betracht gezogen würde, müsste ein landesweites Referendum stattfinden“, zitiert Euractiv den neuen finnischen Premier. Nach einer März-Umfrage sind 57 Prozent der Finnen gegen eine Nato-Mitgliedschaft, berichtet 21 BIS.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!
14.11.2024

Seit der Wiederwahl von Donald Trump steigen die Aktienkurse an den US-Börsen kräftig. Aktien von Unternehmen wie Tesla oder Anbieter aus...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission verhängt Millionenstrafe gegen Meta
14.11.2024

Die EU-Kommission hat Meta eine Strafe von fast 800 Millionen Euro auferlegt, weil der Facebook-Mutterkonzern seinen Online-Marktplatz...

DWN
Politik
Politik EU-Chefdiplomat schlägt vor, Dialog mit Israel auszusetzen
14.11.2024

Als Reaktion auf die israelische Kriegsführung im Gazastreifen plant EU-Chefdiplomat Josep Borrell, den regelmäßigen politischen Dialog...

DWN
Politik
Politik Trumps illustres Kabinett: Ein Tech-Milliardär, ein TV-Moderator und eine Ex-Demokratin
14.11.2024

Es geht Schlag auf Schlag: Donald Trump als designierter US-Präsident verkündet seine Kandidaten für die Regierung. Mit dabei: ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratie in Deutschland kostet jährlich 146 Milliarden Euro
14.11.2024

Bürokratie-Abbau soll Kosten sparen. Durch die überbordende Bürokratie entgehen Deutschland bis zu 146 Milliarden Euro pro Jahr an...

DWN
Politik
Politik BSW: Regierungsbeteiligung nicht ausgeschlossen
14.11.2024

Das Bündnis Sahra Wagenknecht begrüßt die vorgezogene Neuwahl des Bundestages. Logistisch ist das für die junge Partei aber eine...

DWN
Panorama
Panorama Zufriedenheit mit der Demokratie nimmt stark ab, Ausländerfeindlichkeit steigt
14.11.2024

Eine Studienreihe der Universität Leipzig untersucht seit 2002, wie verbreitet rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft sind. Vor...

DWN
Politik
Politik Nato-Raketenabwehrschirm: Polen verstärkt seine Sicherheitsmaßnahmen - und Russland droht
14.11.2024

In einer klaren Reaktion auf die anhaltende Bedrohung aus Russland wurde in Polen kürzlich ein Stützpunkt für den...