Wirtschaft

USA wollen Gas-Allianz zwischen Russland und Griechenland verhindern

Griechenland könnte im Zuge des russischen Pipeline-Projekt Turkish Stream zu einer wichtigen Energiedrehscheibe innerhalb der EU werden. Doch die USA wollen jegliche Energie-Deals zwischen Athen und Moskau verhindern. Allerdings hat der US-Verbündete Türkei dem Projekt noch keine Zusage gegeben. Die Regierung in Ankara möchte sich nicht mit den USA anlegen.
28.04.2015 01:57
Lesezeit: 2 min

Die USA befürchten im Rahmen des Baus der Pipeline Turkish Stream eine Gas-Allianz zwischen Russland und Griechenland. Gemäß den Bedingungen des Moskauer Angebots, würde Russland jährlich 47 Milliarden Kubikmeter (BCM) an Gas nach Griechenland liefern. Diese Zufuhr würde dem griechischen Staat dringend benötigte Einnahmen bringen und 2.000 Arbeitsplätze schaffen, weil sich das EU-Land zu einer Energiedrehscheibe entwickeln würde. Zudem würde der Deal der Regierung in Athen Vorauszahlungen zwischen drei bis fünf Milliarden Dollar einbringen. Das Abkommen sollte eigentlich am Dienstag unterzeichnet werden.

Doch dazu kam es nicht, weil die US-Amerikaner bei den Griechen diplomatisch gegen Turkish Stream intervenierten. US-Energieminister Ernest Moniz sagte, dass die USA zwar eine Pipeline-Infrastruktur vom Kaspischen Meer über die Türkei und Griechenland nach Europa unterstützen. Allerdings geht es dabei um den Bau der Pipelines TANAP und TAP entlang des südlichen Korridors und nicht um Turkish Stream. Die Regierung in Athen zeigt sich unerschlossen, hält sich aber alle Optionen offen.

„Die Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Russland ist von großer Bedeutung für uns. Das Pipeline-Thema steht für uns an erster Stelle. Wir fahren mit unseren Gesprächen fort und hoffen, dass wir alsbald eine Vereinbarung erzielen werden, welche unserem Land, unserer Wirtschaft und unseren Menschen Vorteile einbringen wird“, zitiert der Telegraph Griechenlands Energieminister Panagiotis Lafazanis.

Anfang April hatten die Außenminister der EU-Staaten Griechenland und Ungarn in Budapest eine Absichtserklärung zur Unterstützung des Pipeline-Projekts Turkish Stream unterzeichnet. Die Außenminister aus Serbien und Mazedonien setzten ebenfalls ihre Unterschriften unter die Erklärung. Für die Türkei unterzeichnete der EU-Minister Volkan Bozkır. Es ist bezeichnend, dass die Türkei nicht ihren Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu nach Budapest entsendet hat. Denn dieser ist nicht sehr begeistert von Turkish Stream und plädiert für andere Energieprojekte.

Zudem hat die türkische Regierung dem Bau dieser Pipeline noch keine offizielle Zusage gegeben. „Wir wissen, wie wichtig [TANAP] für die Türkei, Georgien und Europa und insbesondere für Südosteuropa ist. Zusammen mit der TAP [Transadriatische Pipeline] ist die TANAP ein Projekt, das Erdgas in verschiedene europäischen Ländern liefern könnte. Wir sollten alle Anstrengungen für die Fertigstellung dieses Projektes aufbringen, unabhängig von der Abnahme der Öl- und Gaspreise“, zitiert die Hürriyet Çavuşoğlu.

Griechenland ist ein wichtiges Land der Nato-Südflanke. Deshalb will die Obama-Regierung auch ein Ausscheiden des Landes aus dem Euro mit allen Mitteln verhindern.

Russland hingegen vertieft nach dem EU-Kartellverfahren gegen Gazprom auch seine Beziehungen mit China und hat ein historisches Gas-Abkommen verabschiedet. Ab 2019 soll China jährlich mit 28 Milliarden Kubikmetern Gas beliefert werden.

Währenddessen wollen US-amerikanische Fracking-Produzenten in den EU-Markt eindringen und  ihre Stellung ausbauen, um Russland soweit wie möglich aus dem Markt zu verdrängen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...