Finanzen

Weniger Filialen: Deutsche Bank will 3,5 Milliarden Euro jährlich sparen

Der neue Kurs der Deutschen Bank wird zur Schließung von 200 Filialen führen. Auch das Investment-Banking dürfte massive Einschnitte erleben, weil die Deutsche Bank bis 2020 jährlich 3,5 Milliarden Euro einsparen will.
25.04.2015 01:03
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank will die Kosten massiv senken. Bis 2020 sollen die operativen Kosten jährlich um zusätzlich 3,5 Milliarden Euro sinken, wie der Dax-Konzern am Montag in Frankfurt mitteilte. Um dies zu erreichen, rechnet das Institut mit einmaligen Aufwendungen von 3,7 Milliarden Euro.

Zu den Einsparungen beitragen soll unter anderem die Schließung von 200 der etwa 750 Filialen bis zum Jahr 2017. Wie viele Stellen von dem Schrumpfkurs betroffen sind, blieb zunächst offen. Ende 2014 zählte der Konzern gut 98 000 Vollzeitstellen. Vergangene Woche einige sich die Deutsche Bank in dem Skandal um Zinsmanipulationen mit den USA und Großbritannien auf einen Vergleich. Deutschlands größte Bank muss die Rekordstrafe in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hatte am Freitag in einer mehrstündigen Sondersitzung einen Kurswechsel beschlossen. Die größte Überraschung: Das schwankungsanfällige Investmentbanking ist keine Heilige Kuh mehr, sondern muss Federn lassen und seine Geschäfte reduzieren. Der Konzern kündigte zudem an, seine Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Details will Deutschlands größtes Geldhaus am Montag bekanntgeben.

Eine Abtrennung des Privatkundengeschäfts inklusive der Filialen unter der Kernmarke Deutsche Bank. Der Konzern hätte sich in diesem Modell wie erfolgreiche US-Konkurrenten auf Kapitalmarktgeschäft, Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung für Reiche konzentriert.

Ebenfalls etwas überraschend ist das klare Bekenntnis zum Privatkundengeschäft: Die Deutsche Bank kündigte an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren. Weiter ausgebaut werden soll das erfolgreiche Transaktionsgeschäft für große Kunden. Verschiedentlich war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, die DB könnte das Privatkundengeschäft völlig aufgeben. Nun wird nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten erwartet, dass die Deutsche Bank etliche Filialen schließen wird. Selbst Insider in der Bank räumen ein, dass das Filialnetz zu groß ist. Eine Konzentration auf Schwerpunkt-Filialen dürfte die Konsequenz sein.

Weniger überraschend: Die Deutsche Bank trennt sich sieben Jahre nach ihrem Einstieg bei der Postbank von der Mehrheit an dem Bonner Institut. Die Postbank werde «entkonsolidiert», erklärte die Bank. Damit hält sich das Institut die Art der Trennung offen. Möglich ist ein Komplettverkauf oder auch die Platzierung größere Aktienpakete an der Börse. Die Bank wolle ihren Anteil an dem Bonner Institut «mindestens unter 50 Prozent verringern», erklärte ein Deutsche-Bank-Sprecher.

Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung. Zudem hofft das Management, das eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.

Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als größter Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands größtes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. Zuletzt kontrollierte die Deutsche Bank 94,1 Prozent der Postbank-Anteile.

Mit der Übernahme der auf Privatkunden spezialisierten einstigen Post-Tochter wollte der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann den Deutsche-Bank-Konzern unabhängiger vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft machen. Gut sechs Milliarden Euro kostete der Deal, die hohen Erwartungen erfüllten sich jedoch nie. Angestrebt war, den Vorsteuergewinn der um 14 Millionen Kunden erweiterten Privatkundensparte mittelfristig auf drei Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,3 Milliarden.

Die Beibehaltung des Privatkundengeschäfts macht die DB weniger abhängig vom Investment-Banking. Dieses ist in der ganzen Industrie in den vergangenen Jahren vor allem durch Manipulationen unangenehm aufgefallen. Viele Banken mussten Strafen zahlen, zuletzt einigte sich auch die die DB mit den Aufseher auf eine milliardenschwere Zahlung, um das Thema endlich beenden zu können.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...