Politik

EU bereitet Militär-Aktion gegen Libyen vor, um Flüchtlinge zu stoppen

Die EU plant, Libyens Küste militärisch zu attackieren, um den Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer zu stoppen. Die Nato hat die Lage erkundet und will festgestellt haben, dass eine Allianz von Islamisten bereits schwere Artillerie und Flak-Batterien in Küstennähe installiert haben sollen. Sollten diese zum Einsatz kommen, wäre auch ein Militäreinsatz der Nato legitimiert.
12.05.2015 01:50
Lesezeit: 2 min

Die EU entwickelt offenbar Pläne für militärische Angriffe auf Libyen, um dem Zustrom von Einwandern über das Mittelmeer Einhalt zu gebieten. Dies soll durch gezielte Angriffe gegen die Schleusernetzwerke erfolgen, wie der britische Guardian berichtet.

In diesem Kontext ist der Entwurf Großbritanniens für eine Resolution zu verstehen, der am Montag im UN-Sicherheitsrat eingebracht werden soll. Demnach geht es um die Autorisierung einer Militär-Mission, um die von Menschenhändlern benutzten Boote an der libyschen Küste und die Fabriken, in denen Schlauchboote hergestellt werden, zu zerstören. Laut Guardian ist von einem UN-Mandat für bewaffnete Aktionen in libyschen Hoheitsgewässern die Rede. Die Nato hat prinzipiell ihre Unterstützung für dieses Vorgehen signalisiert. Russland kritisiert die EU-Pläne, wonach mit Militäreinsätzen die Flüchtlings-Boote im Mittelmeer zerstört werden sollen. Daher wolle Moskau ein Veto gegen UN-Resolutionen einsetzen, die derartige Einsätze legitimieren.

Die Mission würde demnach unter italienisches Kommando gestellt und umfasse die Teilnahme von rund zehn EU-Ländern, einschließlich Großbritannien, Frankreich und Italien, sagten leitende Beamte in Brüssel. Ebenso könnte die Nato einbezogen werden, obwohl es keinerlei Pläne für eine frühzeitige Allianz-Beteiligung gäbe.

Am Montag wird die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini den UN-Sicherheitsrat in New York über die Pläne für ein „Kapitel 7“ informieren, wonach es um ein „robustes Mandat“ gehen soll. Jedoch ist die Bewilligung eines robusten Mandats eher unwahrscheinlich, da China und Russland über ein Vetorecht verfügen. Russland hatte nach Zustimmung zu dem UN-Mandat gegenüber Libyen in 2011 schlechte Erfahrungen gemacht, da das Mandat nach Ansicht Putins von der Nato anders ausgelegt wurde, als ursprünglich vereinbart. Dennoch ist Italiens Regierung überzeugt, man könne Russland für die EU-Pläne gewinnen. Russland sei „bereit zu kooperieren“, heißt es aus Rom.

Libyens Botschafter bei den Vereinten Nationen, Ibrahim Dabbashi, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press, er sei über die Pläne nicht konsultiert worden und stellte sich ihnen entgegen.

Aus London ist zu hören, „in einer Zusammenarbeit mit Italien und den EU-Partnern könnte das HMS Bulwark [amphibisches Landungsschiff der Albion-Klasse der Royal Navy] und drei Royal Naval Merlin Hubschrauber die Such- und Rettungsmission unterstützen, wodurch bereits über 100 Menschen gerettet wurden. Großbritannien ist nun dabei zu überlegen, wie man am besten die vorgeschlagene EU-Mission unterstützen kann, um gegen die Schleuser-Netzwerke vorzugehen“.

Libysche Milizen, dschihadistische Gruppen und der „Islamische Staat“ sollen demnach unter einer Decke stecken und bereits schwere Artillerie und Flak-Batterien in Küstennähe installiert haben. Demzufolge könnten Angriffe auf EU-Schiffe und Flugzeuge eine Eskalation auslösen und die Nato dazu zwingen, sich zu engagieren, sagten laut dem Guardian verantwortliche Politiker in Brüssel.

Die chinesisch Internet-Plattform China-Europe zitierte dagegen bereits Ende April ein Statement von Nato-Chef Jens Stoltenberg, wonach es um eine „umfassende Reaktion“ gehe, um die Flüchtlingskrise anzupacken. Bei einem Treffen mit Portugals Außenminister Rui Machete betonte Stoltenberg: „Wir stimmen darin überein, dass wir zur Bewältigung dieser Krise vereint sein müssen“.

Dem französischen Le Figaro sagte Stoltenberg am Sonntag: „Die Nato wird die Verbündeten verteidigen, ob der Angriff dem Süden kommt oder aus dem Osten“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...