Politik

Türkische Armee erschießt Maulesel, weil die Tiere der PKK helfen

Im Kampf gegen die PKK greift die türkische Armee zu drastischen Methoden. Angeblich um die Schmuggelaktivitäten der PKK einzudämmen, wurden in den vergangenen Wochen mehr als 30 Maulesel getötet. Die Besitzer der Tiere bestreiten jegliche Verbindung zu Terroristen.
12.05.2015 01:55
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die türkische Armee soll seit dem 23. März dieses Jahres mindestens 32 Maultiere getötet haben. Acht weitere seien bei ihrer Flucht abgestürzt und verendet. Der Grund: Die Tiere hätten der verbotenen Terrororganisation PKK beim Zigaretten-Schmuggel über die Grenze geholfen. Das rigorose Vorgehen erinnert an den fatalen Irrtum der türkischen Armee vor gut dreieinhalb Jahren. Damals starben nicht nur fast 60 Esel, sondern auch 34 Menschen.

Schauplatz des aktuellen Massakers ist Ortasu, ein türkisches Bergdorf in südöstlichen Provinz Şırnak an der Grenze zum Irak. Offiziell hieß es, die Tiere würden eingeschläfert, weil sie Krankheiten übertragen. Doch die Version des türkischen Landwirtschaftsministeriums ist in den Augen der Dorfbewohner nur vorgeschoben.

Diese hatten von Anfang an jegliche Verbindungen zur PKK abgestritten, berichtet der Economist. Niemand kam und überprüfte unsere Tiere, um zu sehen, ob sie krank waren, sie wurden einfach erschossen“, so Veli Encu, ein selbsternannter Sprecher. Der staatlich sanktionierten Mord in Roboski scheint nie zu enden.“ Sie würden schmuggeln, weil es für sie schlicht keine andere Arbeit gebe. Für die Eselbesitzer stehe jedenfalls fest: Hierbei handelt es um eine „neue Form der Unterdrückung der Kurden“.

Die um ihre Esel gebrachten Familien handeln nun entsprechend: Entschädigungsangebote hätten sie bislang abgelehnt, so das Blatt. Ihr Schweigen könne nicht gekauft werden. Maulesel sind in dieser Region der Türkei mehr als bloße Wirtschaftsgüter. Sie tragen unsere Kranken, sie tragen unsere Bräute und sie trugen unsere Gefallenen in dieser schrecklichen Nacht wieder heim“, so Encu, der in diesem Zusammenhang nochmals auf das Massaker von Uludere am 28. Dezember 2011 hinweist.

Wie fatal sich die türkische Armee irren kann, zeigte sich in genau jener Nacht überdeutlich. Türkische Kampfjets bombardierten damals eine Gruppe von Schmugglern, die man fälschlicherweise für Mitglieder der Terrororganisation PKK gehalten hatte. 34 Zivilisten aus den Ortschaften Ortasu, Gülyazı und Ortabağ starben, Die Opfer waren teils noch Kinder. Bei dem Massaker verloren überdies auch 59 Maulesel ihr Leben.

Sowohl die türkische Regierung als auch das Parlament hatten den Vorfall in der Folge gesondert untersucht und versucht, herauszufinden, wie der Fehler aufgetreten ist und wer für den Tod der Dorfbewohner verantwortlich ist. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich damit befasst. Große Konsequenzen gab es bisher allerdings nicht.

Das Bombardement hatte für weitreichende Empörung in der gesamten Türkei gesorgt. Die türkische Armee erklärte, dass man die Gruppe für Angreifer gehalten habe, die ihrer Ansicht nach Attacken auf das Militär ausführen wollte. Anfang des Jahres 2012 zahlte die Regierung allen Familien der Opfer je 123.000 Lira Entschädigung. Eine Entschuldigung für den Angriff wurde jedoch abgelehnt und man verwies darauf, dass die gezahlte Summe als solche gelten könne.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...