Gemischtes

Weltweit Schlusslicht: Deutsche Jugendliche hadern mit der Schule

Lesezeit: 2 min
26.05.2015 00:38
In keinem anderen Land sind die Schüler so unzufrieden mit der Schule wie in Deutschland. Weder die Lehrer noch der Schulalltag entsprechen den Vorstellungen der Jugendlichen. In anderen Ländern sehen es Kinder dagegen als Privileg an, zur Schule gehen zu können - und haben eine entsprechend positive Einstellung.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Studie der Goethe Universität Frankfurt zeigt vor allem beim Thema Schule eklatante Unterschiede zwischen den Kindern der einzelnen Nationen. Der generellen Aussage „Ich gehe gern zur Schule“ stimmen 84 Prozent der befragten Kinder in Äthiopien zu. Schlusslicht mit nur 21 Prozent sind die deutschen Schülerinnen und Schüler.

Am unteren Ende der Skala verharren die deutschen Schulkinder auch bei der Frage nach anderen Aspekten ihres Schullebens. So haben die Jungen und Mädchen zum Beispiel nicht das Gefühl, dass die Lehrkräfte ihnen tatsächlich zuhören und die Dinge, die sie sagten, berücksichtigen würden. Ebenso wenig fühlten sie sich von ihnen fair behandelt. Beim Thema Sicherheit in der Schule fällt die Zustimmung nur wenig besser aus. Auch hier befindet sich Deutschland auf der letzten Position.

Die generell glücklichsten Schulkinder scheint es der Erhebung zufolge in Algerien zu geben. Ähnlich geringe Begeisterung wie in Deutschland herrscht aber offenbar unter Schülerinnen und Schülern in Estland und Polen. Schulpsychologe Klaus Seifried (Berlin) ist nicht verwundert über die deutschen Resultate: „Kinder, die im Wohlstand aufwachsen, sind sehr anspruchsvoll und somit auch schneller unzufrieden. In unserer Gesellschaft dreht sich viel um Wohlstand, Konsum und Freizeitsensationen, während es für Kinder in ärmeren Ländern um die Existenzabsicherung geht.“ Kinder in Afrika oder Asien seien oft froh, wenn sie täglich etwas zu essen bekämen und zur Schule gehen dürften. In Deutschland seien viele Kinder eher mäßig motiviert zu lernen, sagte der Experte vom Berufsverband Deutscher Psychologen der dpa. „Hierzulande tragen ein großer Fernseher und eine Spielkonsole im Kinderzimmer oder ein neues Fahrrad eher zum Kinderglück bei.“

Glücklich machen deutsche Schulkinder aber offenbar auch folgende Dinge: „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden“, zitiert die Jacobs-Stiftung Studienleiterin Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt. Mit Blick auf die Erwachsenen sei ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen würden. „Generell sinkt das Wohlbefinden bei den Zwölfjährigen, vor allem Mädchen sind weniger zufrieden mit ihrem Aussehen. Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich außerdem, dass Kinder in Deutschland weniger über ihre Rechte und die Kinderrechtskonvention wissen“, so Andresen weiter.

Die insgesamt glücklichsten Kinder leben mit 78 Prozent in der Türkei. Ähnlich hoch gestaltet sich der Anteil auch in Rumänien oder Kolumbien. Dort lag der Wert ebenfalls bei 77 Prozent. Hingegen sind nur 52,6 Prozent der deutschen Kinder glücklich und liegen somit weltweit auf Platz zehn. In Südkorea haben nur 40 Prozent ein hohes Wohlbefinden.

Die von der Jacobs-Stiftung in Zürich finanzierte Studie „Children’s World Studie“ der Goethe-Universität Frankfurt gilt in ihrer Form bislang als einzigartig. Die Erhebung gibt Auskunft über grundlegende Aspekte wie Familie, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Wohnumgebung, Freizeit und Zeitnutzung, persönliches Wohlbefinden und Kinderrechte.

Insgesamt haben in den Jahren 2013 und 2014 rund 53.000 Kinder aus 15 Ländern an der Studie teilgenommen. Befragt wurden die Acht-bis Zwölfjährigen direkt nach ihren Erfahrungen, Perspektiven sowie zu ihrem Wohlbefinden. Das Gros der interviewten Kinder bewertete die eigene Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn in der Gesamtheit als positiv.


Mehr zum Thema:  

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...