Die ehemalige Traditionswerft Nordseewerke im ostfriesischen Emden hat einen Insolvenzantrag gestellt. Grund sei die demnächst drohende Zahlungsunfähigkeit des Offshore-Zulieferers, sagte Geschäftsführer Thierry Putters am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben darüber soeben Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall informiert.“ Das Verfahren solle in Eigenverwaltung erfolgen. Betroffen seien 188 Mitarbeiter, von denen 80 Prozent bereits seit September 2014 in Kurzarbeit seien. Der Antrag wurde beim Insolvenzgericht in Aurich eingereicht.
Die Mitarbeiter sollen bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Mit der offiziellen Eröffnung des Verfahrens sei Anfang August zu rechnen, teilte die Geschäftsführung über eine Kölner Anwaltskanzlei mit. Nun werde intensiv geprüft, ob es Perspektiven für eine Fortführung des Unternehmens gebe.
Die 1903 gegründete Werft war 2010 vom Stahlunternehmen Siag Stahl übernommen worden. Nach der Insolvenz der Muttergesellschaft stieg 2013 die DSD Steel Group aus dem Saarland in Emden ein. Das letzte Schiff war dort Ende 2009 vom Stapel gelaufen. Danach stellten die Nordseewerke die Produktion auf Gründungselemente für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen um. Die politischen Rahmenbedingungen seien jedoch von erheblichen Unsicherheiten über die Förderung der Offshore-Windenergie nach 2020 geprägt, hieß es aus dem Unternehmen weiter. So reagierten Kraftwerksprojektierer und -betreiber abwartend angesichts der mehrjährigen Planungs- und Genehmigungsvorläufe für Offshore-Windkraftwerke. Dadurch verzögerten sich die Auftragsvergaben.
In Spitzenzeiten hatte die Werft 5000 Beschäftigte, unter DSD Steel nur noch 240. „Das ist der traurige Höhepunkt der Entwicklung der letzten sieben Jahre“, sagte Michael Hehemann von der Gewerkschaft IG Metall in Emden. Dabei habe die derzeitige Geschäftsführung viel Vertrauen verspielt, kritisierte der Gewerkschafter. Die Unternehmensleitung können mit der Marktlage nicht eigene Versäumnisse rechtfertigen.