US-Außenminister John Kerry hat sich am Sonntag bei einer Radtour in Frankreich den rechten Oberschenkelknochen gebrochen. Er sei «in guter Stimmung», und die Ärzte erwarteten eine völlige Genesung, teilte der Außenamtssprecher John Kirby in Washington mit. Allerdings bedauere der Minister sehr, dass er nun seine Reisepläne ändern müsse.
Demnach wollte Kerry eigentlich am Sonntagnachmittag nach Madrid reisen und danach dann nach Paris. Stattdessen verbrachte er den Morgen in der Genfer Universitätsklinik. Er sollte noch am selben Tag zur weiteren Behandlung in das Massachusetts General Hospital in der US-Stadt Boston geflogen werden.
Kerry verunglückte am Sonntag in der Nähe der französischen Stadt Scionzier, nachdem er am Vortag in Genf mit dem iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif über das geplante Abkommen zur Begrenzung des Teheraner Atomprogramms gesprochen hatte.
Der «New York Times» zufolge stürzte er, nachdem er mit einem Reifen an eine Bordsteinkante geraten war. Er war aber stets bei Bewusstsein, wie Kirby versicherte. Sanitäter und ein Arzt seien in Kerrys Autokonvoi, der den radelnden Minister begleitet habe, mitgereist und daher zum Zeitpunkt des Unfalls direkt vor Ort gewesen.
Kerry wurde nach Kirbys Angaben dann mit einem Hubschrauber in die Genfer Universitätsklinik gebracht und dort zunächst untersucht. Da er sich nahe der Stelle einer früheren Hüftoperation verletzt habe, werde er nach Boston gebracht: Dort könne er von dem Chirurgen behandelt werden, der den Eingriff an der Hüfte vorgenommen habe.
Kann Kerry zwar nun für einige Zeit nicht ins Ausland jetten, heißt das aber nicht, dass er der Arbeit fern bleibt. So will sich am Dienstag per Video dem Außenministertreffen in Paris zuschalten lassen, bei dem es um den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat geht.
Vor allem aber wollte Kerry in Europa dafür Sorgen, dass die EU den Streit mit Griechenland rasch beilegt. US-Finanzminister Jack Lew hatte angesichts der schleppenden Griechenland-Verhandlungen eine pragmatische Lösung und mehr Flexibilität gefordert. «Ich denke, dass sich alle Parteien bewegen müssen», sagte Lew am Freitag in Dresden nach Beratungen der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden westlichen Industrienationen (G7).
Die G7-Staaten seien der Meinung, dass die Regierung in Athen einige schwierige und schmerzhafte Entscheidungen treffen müsse. Lew mahnte zugleich «eine gewisse Flexibilität aufseiten der Institutionen» an. Die «Gefahr eines Unfalls» steige, wenn sich bei der Lösung der Probleme nichts tue.
Die EZB veröffentlichte passend dazu die neuesten Zahlen, denen zufolge die Kapitalflucht in Griechenland anhält. Allerdings beziehen sich die Zahlen auf den April, als gerade die größte Unsicherheit über die weitere Entwicklung herrschte. Demnach haben die Griechen in den ersten vier Monaten des Jahren 27 Milliarden Euro von den Konten geholt.