Politik

AfD: Dieser Flop schadet der Demokratie

Lesezeit: 2 min
04.06.2015 00:25
Die Selbstzerstörung der AfD ist auch ein Schaden für die Demokratie in Deutschland: Die Partei hat alle Hoffnungen betrogen, die liberale Wähler in sie gesetzt haben.
AfD: Dieser Flop schadet der Demokratie

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die AfD zerlegt sich selbst. Das ist wirtschaftlich schlecht, weil die meisten der Kampfhähne mittlerweile vom Steuerzahler leben. Das Geld wäre besser in der Flüchtingshilfe angelegt.

Die Partei ist vor wenigen Jahren entstanden, weil sie sich dem Märchen von der Euro-Rettung verweigert hatte und als erste Partei klar sagte, dass man nicht mit noch mehr Schulden Schulden reduzieren kann. AfD-Chef Lucke hatte wie kaum ein deutscher Politiker die Argumente auf seiner Seite. Er hielt sich auch in den Talk-Shows wacker, trotz massiven Gegenwinds und immer wieder unfairer Attacken. Die meisten seiner Auftritte waren mit Erkenntnis-Gewinn verbunden.

Und heute? Man kann Lucke nicht mehr sehen. Er sagt auch nichts Erhellendes zur Euro-Krise, obwohl alles genau so gekommen ist, wie Lucke vorhergesagt hatte. Das Schulden-Kasino wird weiter Steuergelder in das griechische Finanz-System pumpen. Die griechischen Bürger werden nichts davon sehen und weiter ausgepresst.

Doch die AfD langweilt das politische Publikum und trägt dazu bei, dass man an der Demokratie am liebsten verzweifeln möchte. Geht es am Ende wirklich nur um Posten, Karrieren und Intrigen? Haben die Massen der Wahl-Verweigerer am Ende Recht, die das System für gescheitert halten? Bei den Jungwählern ist es schon die Mehrheit, die aus Prinzip nicht mehr wählt. Aber kann man dann noch langfristig von einer Demokratie sprechen, wenn auch immer kleine werdende Klüngel an die Macht hieven? Wenn einziger Selbstzweck der Politik der Griff in die Kasse des Steuerzahlers ist?

Die AfD ist in die Falle getappt, die auf jeden politischen Neuling lauert: Er wird gezwungen, sich rechts oder links zu positionieren.

Die AfD hat sich in dieser Hinsicht von sich selbst entfremdet, noch ehe sie den Sprung in den Bundestag geschafft hat: Sie hat sich gesellschaftspolitisch in eine Sackgasse manövriert, weil sie Muslime, Asylwerber und Ausländer zu Sündenböcken für die aktuelle Wirtschaftskrise gemacht hat - obwohl Lucke ganz genau weiß, dass diese Gruppen nicht die Ursache für die zunehmende Ungerechtigkeit sind.

Anstatt das Überwachungsthema als ein klassisches Bürgerrechtsthema aufzugreifen, ist die AfD in einem Sumpf der widerlichen Ressentiments gegen Homosexuelle und LGBT gewatet - als ob es nicht längst an der Zeit wäre, eine umfassende Gleichstellung und den gesellschaftlichen Respekt vor vielfältigen Lebensweisen herbeizuführen.

Wie die Piraten, so ist auch die AfD an der Versuchung gescheitert, möglichst vielen aus ihrem Netzwerk ein Auskommen ohne Arbeit, aber auf Steuerzahler-Kosten zu verschaffen.

Blanker Opportunismus aber ist der größte Feind der Demokratie. Die – trotz allem – immer noch beste Gesellschaftsform braucht Idealisten und Führungspersonal mit Rückgrat. Von beiden hat die AfD zu wenig. Professoraler Sachverstand reicht nicht aus. Fachwissen schützt nicht vor geistiger Korruption. An ihr ist die AfD gescheitert. Das ist auch eine Niederlage für die Demokratie.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sicher beschaffen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen von Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen auch den...

DWN
Politik
Politik Handel als Waffe: EU erlässt neues Gesetz zum Schutz vor wirtschaftlicher Erpressung
03.10.2023

„Letztes Mittel“: EU setzt mit neuem Handelsinstrument vor allem auf eine abschreckende Wirkung und betont Dialogbereitschaft. Wie...

DWN
Politik
Politik Kiew: EU-Mitgliedschaft „nur Frage der Zeit“
03.10.2023

Das Treffen der EU-Außenminister in der Ukraine macht Kiew Hoffnung auf einen baldigen Beginn der Beitrittsverhandlungen. Bei dem Treffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massiver Einbruch in der deutschen Startup-Szene
03.10.2023

Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist sowohl die Zahl als auch besonders der Umfang der Finanzierungen für deutsche Start-up-Unternehmen...

DWN
Politik
Politik In Ungnade gefallen? Ministerschwund in China häuft sich
03.10.2023

Mittlerweile ist es kein Einzelfall mehr. Immer mehr Verbündete der Parteispitze Chinas und hochrangige Funktionäre fehlen in letzter...

DWN
Politik
Politik Tunesien lehnt EU-Finanzhilfe wegen Einwanderungsabkommen ab
03.10.2023

Tunesien zeigt sich enttäuscht von Brüssel: Nachdem die EU dem Land Milliarden-Unterstützung zugesagt hat, wurde diese nun radikal...

DWN
Finanzen
Finanzen Vizechefin der Deutschen Bundesbank wird oberste EU-Bankenaufseherin
03.10.2023

Die neue Chefin der EZB-Bankenaufsicht will die Bankenunion vorantreiben und eng mit dem EU-Parlament zusammenarbeiten. Die Postenbesetzung...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Versorgt Indonesien den Westen mit Seltenen Erden?
03.10.2023

Indonesien weist große Vorkommen Seltener Erden und weiterer wichtiger Rohstoffe auf. Insbesondere Nickel, das für die Produktion von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So will Deutschland seine Bürokratie abbauen
02.10.2023

In einem 17-seitigen Papier, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) exklusiv vorliegt, hat eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern...