Technologie

Ohne Programmieren: Roboter lernt eigenständig aus Fehlern

Lesezeit: 2 min
05.06.2015 13:24
Forschern der Universität von Berkeley ist ein weiterer Meilenstein in der Robotik gelungen. Sie haben es geschafft einen Roboter so zu programmieren, dass er selbstständig lernt. Wie sein menschliches Vorbild ist er in der Lage aus Fehlschlägen zu lernen. Die künstliche Intelligenz wird uns dadurch immer ähnlicher.
Ohne Programmieren: Roboter lernt eigenständig aus Fehlern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei der Vorstellung ihres neuesten Roboters lies das Entwicklerteam ihn vor dem Publikum einige Aufgaben durchführen. Er sollte zum Beispiel Wäsche auf einen Kleiderbügel hängen, eine Wasserflasche verschließen oder ein Spielflugzeug zusammenbauen. Was die Neuentwicklung von anderen Robotern unterscheidet ist, dass in ihn keinerlei Informationen über seine Umgebung einprogrammiert sind.

Wie Professor Pieter Abbeel vom Institut für Elektrotechnik und Computerwissenschaften im Magazin phys.org bekannt gibt, sei dies ein neuer Versuch von ihm und seinem Team, Robotern selbstständiges Lernen zu ermöglichen.

Das Projekt ist Teil einer neuen Forschungsinitiative der Universität von Berkeley, Kalifornien. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Programm, an dem mehrere Fakultäten der Hochschule beteiligt sind. Das selbst gestellte Ziel ist es, die neuesten Erkenntnisse und Technologien aus der Robotik greifbarer zu machen und an die täglichen Bedürfnisse des Menschen anzupassen.

Trevor Darrell, ein Mitglied des kalifornischen Forschungsteams ergänzt, dass die meisten Roboteranwendungen für kontrollierte Umgebungen und immer wiederkehrende Aufgaben in einem gewohnten Umfeld geschaffen sind. „Die Herausforderung daran, einen Roboter in den Alltag zu integrieren ist es, dass sich die Umgebung dabei permanent ändert. Der Roboter muss in der Lage sein, seine Umgebung wahrzunehmen und sich darauf einzustellen.“

Bisher werden Roboter darauf programmiert, wie sie zu reagieren haben, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt. Ein Saugroboter beispielsweise soll seine Richtung ändern, wenn er an ein Hindernis gerät. Der nächste Schritt in der Entwicklung ist es, ihm beizubringen das Hindernis zu erkennen, bevor er es überhaupt erst berührt.

Möglich machen soll das BRETT, der Berkeley Robot for the Elimination of Tedious Tasks. Oder auf Deutsch: Der Berkeley Roboter für die Beseitigung lästiger Aufgaben. BRETT soll lästige Aufgaben nicht nur übernehmen, er soll bei deren Ausführung auch noch Perfektion erlangen. Dafür haben die Ingenieure einen völlig neuen Algorithmus erschaffen.

Bei der Entwicklung des Algorithmus ließen sich die Forscher vom menschlichen Gehirn inspirieren. Auch Menschen können schließlich nichts von Anfang an alles. Zwar kann man auch durch Erzählungen und Zusehen lernen, wirkliches Können entwickelt sich aber erst durch den eigenen Versuch. Dieses tiefgründige Lernen möchten die Wissenschaftler auch Robotern ermöglichen.

Die Art zu Lernen kennen Iphone-Nutzer von Siri, ihrem persönlichen Assistenten. Allerdings reagiert Siri nur auf akustische oder optische Signale. Ein Roboter, der seine gesamte Umwelt wahrnimmt und von ihr lernen kann war bisher Zukunftsmusik.

Zusätzlich zur Lernfunktion enthalten die Algorithmen ein Bewertungssystem. Dieses analysiert jede Bewegung des Roboters. Bewegungen, die dabei zielführend waren werden positiv bewertet. Solche die BRETT vom Ziel entfernt haben bedeuten Punktabzug. Somit wird jede Bewegung analysiert, bis alle Fehlerquellen ausgeschlossen wurden und ein dem Algorithmus nach perfekter Lösungsweg gefunden wurde.

Mit diesen Funktionen ausgestattet gelingt es der künstlichen Intelligenz innerhalb von zehn Minuten eine Standardaufgabe zu meistern. Vorausgesetzt sie kennt die Start- und Zielkoordinaten. Sind diese nicht bekannt muss die Software nicht nur einen Weg finden, die Aufgabe zu lösen, sondern auch die Umgebung wahrnehmen, verarbeiten und den Roboter dann den richtigen Weg nehmen lassen. Bis die Aufgabe erfüllt ist können so ein paar Stunden vergehen.

Das Lernvermögen wird gegenwärtig begrenzt durch die Geschwindigkeit, mit der Daten verarbeitet werden können. Je schneller dies möglich ist, desto komplexere Aufgaben können von Maschinen erledigt werden.

Die Entwickler gestehen ein, dass es noch ein langer Weg ist, bis wir Arbeiten wie Wäsche waschen, Staubsaugen oder Geschirr spülen tatsächlich von Maschinen erledigen lassen können. Allerdings ist mit BRETT ein großer Schritt in diese Richtung getan. Die Forscher sind sich sicher, dass die Lerntechniken von Robotern immer ausgefeilter werden. In den kommenden fünf bis zehn Jahren sind nach Meinung der Konstrukteure große Fortschritte in diesen Bereichen zu erwarten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: Die Welt ist im Wasserkampf
20.05.2024

Jörg Barandat war unter anderem militärischer Berater im Auswärtigen Amt sowie Dozent für Sicherheitspolitik an der Führungsakademie...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
19.05.2024

Wasser sollte nicht getrennt von anderen Faktoren wie Energie und Klima betrachtet werden, sagt Jörg Barandat, langjähriger Berater...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Im Sog der Krise: Chinas Immobilienbranche unter Druck
19.05.2024

Seit einigen Jahren belastet die Immobilienkrise China und beeinträchtigt das wirtschaftliche Wachstum. Die Geduld vieler Gläubiger...

DWN
Politik
Politik Absturz des Präsidentenhubschraubers im Iran: „Alle Insassen sind tot“
19.05.2024

Ein Hubschrauber mit Irans Präsident Raisi und Außenminister Amir-Abdollahian ist abgestürzt. Die Insassen sind tot. Es wirft Fragen zur...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...