Russland kann den Ölpreisverfall nach Berechnungen von Ökonomen vergleichsweise gut kompensieren. „Die Abwertung des Rubel gegenüber dem Dollar hat dazu geführt, dass Russland trotz des niedrigen Preises für das Schwarze Gold gut zurechtkommt“, heißt es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die Reuters am Dienstag vorlag. In der Handelsbilanz mache sich dies positiv bemerkbar und sorge dafür, dass das Land seine Staatsausgaben wie gewohnt aus seinen Öleinnahmen finanzieren könne. Dennoch blieben zentrale Probleme der russischen Wirtschaft bestehen: Kapitalflucht, Investitionsschwäche und der anhaltende Konsumrückgang.
Der Preis für die Nordseesorte Brent war im Januar auf unter 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) gesunken und hatte sich damit binnen eines halben Jahres mehr als halbiert. Seitdem hat er sich erholt und pendelt seit kurzem um die Marke von 65 Dollar. Dennoch stehen laut IW ölexportierende Länder, die sowohl ihre Importe als auch ihre Staatsausgaben mit dem Schwarzen Gold finanzieren, vor massiven Problemen. Viele hätten ein Handelsbilanzdefizit - also weniger Exporte als Importe.
Dies sei bei Russland anders. „Russland bekommt für seine Ölexporte derzeit nur noch halb so viele Dollar wie vor sechs Monaten“, heißt es in der Studie von IW-Experte Matthias Diermeier. Da sich jedoch auch der Rubelkurs wegen der Ukraine-Krise halbiert habe, gebe es beispielsweise für 100 Dollar doppelt so viele Rubel wie zuvor. „Unter dem Strich sind die Rubeleinnahmen also konstant geblieben.“ Nach IW-Berechnungen könnte der Ölpreis sogar auf rund 43 Dollar sinken - und die russische Handelsbilanz wäre immer noch ausgeglichen.