Weltwirtschaft

Trotz Sanktionen: Russen und Europäer bauen Pipeline Nord Stream aus

Lesezeit: 1 min
19.06.2015 01:05
Der russische Energie-Riese will gemeinsam mit den europäischen Energiekonzernen Eon, OMV und Shell zwei neue Stränge für Nord Stream bauen. Russland setzt deshalb auf die Ostsee-Pipeline, weil das Land die Ukraine als Transitland für die Lieferung von Gas nach Europa umgehen möchte.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der russische Gaskonzern Gazprom baut zusammen mit Partnern aus Westeuropa zwei neue Stränge der Ostsee-Pipeline Nord Stream. Damit soll die Energieversorgung der EU-Staaten abgesichert und die krisengeschüttelte Ukraine als bisher wichtigstes Transitland für russisches Erdgas umgangen werden.

An dem Projekt seien auch Eon aus Deutschland, OMV aus Österreich sowie der Shell-Konzern beteiligt. Dies teilte Gazprom am Donnerstag in St. Petersburg mit. Die Firmen unterzeichneten auf dem dortigen Internationalen Wirtschaftsforum ein entsprechendes Memorandum über den geplanten Bau.

„Die Realisierung von Nord Stream hat gezeigt, dass der Gastransport durch die Ostsee eine zuverlässige Lösung ist, die zur Deckung des Energiebedarfs beiträgt“, hieß es bei Deutschlands größtem Versorger Eon. Bisher sind von Nord Stream zwei Leitungen in Betrieb. Die beiden neuen Stränge sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas zusätzlich in die Europäische Union leiten. Von 2020 an soll kein russisches Gas mehr durch die Ukraine nach Westeuropa fließen. Russland plant neben den Nord-Stream-Strängen auch die neue Leitung Turkish Stream durch das Schwarze Meer in die Türkei und bis nach Griechenland. Sie soll eine Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr haben.

„Der Bau der zusätzlichen Transport-Infrastruktur auf dem kürzesten Weg zwischen Gasfeldern im Norden Russlands und Märkten in Europa wird zur Erhöhung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Lieferungen nach neuen Verträgen beitragen“, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. Russland hält die Ukraine für unzuverlässig und hatte dort in der Vergangenheit illegales Abzapfen von Gas beklagt. Die beiden Länder streiten zudem über Lieferpreise und Gasschulden. Um unabhängiger von Kiew zu werden, hatte Moskau auch bereits die bestehenden Nord-Stream-Stränge bauen lassen.

Im Januar hatte Gazprom zunächst angekündigt, Nord Stream nicht ausbauen zu wollen. Die Nachfrage nach russischem Erdgas war im Westen zuvor vor allem wegen der milden Temperaturen gefallen. Von einem völligen Verzicht auf den Bau von zwei zusätzlichen Strängen sei aber keine Rede, erklärte ein Gazprom-Sprecher damals.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...