Finanzen

Griechische Banken können nicht am Montag öffnen

Schlechte Nachrichten für die griechische Bevölkerung: Die Banken werden nicht am Montag öffnen, sondern erst nach einem neuen Abkommen mit den Gläubigern. Die Regierung behauptet, sie werde niemals die Sparguthaben antasten.
02.07.2015 14:31
Lesezeit: 1 min

Die griechische Bevölkerung muss sich auf eine längere Zeit ohne Banken einstellen: Staatsminister Nikos Pappas teilte am Donnerstag mit, dass die Banken erst nach einer Vereinbarung mit den Gläubigern wieder öffnen könnten. Eine solche werde man so schnell als möglich nach dem Referendum anstreben, sagte der enge Vertraute von Premier Tsipras laut Reuters. Eine Einigung mit den Gläubigern auf ein neues Schuldenabkommen werde nach dem Referendum am Sonntag innerhalb von 48 Stunden zustande kommen, sagte Tsipras dem Fernsehsender ANT1 am Donnerstag. Dann würden die Banken auch wieder öffnen. Die langen Warteschlangen vor den Geldautomaten bezeichnete Tsipras als beschämend. Dafür verantwortlich seien jedoch die Partner in der Euro-Zone, die die Europäische Zentralbank dazu gezwungen hätten, die für die griechischen Banken wichtige Unterstützung einzufrieren.

Doch die Bankenschließung dürfte länger dauern als von der Regierung erhofft. Vor allem aber ist unklar, wer mit der Troika verhandeln soll, wenn die Syriza das Referendum verliert. Denn dann werden weder Tsipras noch sein Finanzminister Varoufakis nahc eigenen Angaben im Amt sein.

Ebenfalls besorgniserregend dürfte für die Griechen die Andeutung von Pappas sein, dass die Regierung „niemals“ einen Schuldenschnitt bei den Bank-Depositen „in Betracht ziehen“ würde. Diese Aussage ist schon insofern falsch, als dass ein solcher Bail-In nach EU-Regeln zwingend vorgeschrieben ist. Vor allem aber wird es der Regierung schwerfallen, die Einlagen unter 100.000 Euro wirklich zu sichern. Doch allein die Tatsache, dass ein Minister das Thema anschneidet, zeigt, dass die Lage bei den Banken extrem kritisch ist. Die Banken haben etwa 50 Prozent an faulen Krediten in ihren Büchern und nehmen keine Immobilien mehr als Sicherheit – wegen des Preisverfalls.

Die EZB hat vorerst davon Abstand genommen, die Sicherheiten der Banken zu rasieren. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die erste Bank an ihr Limit gekommen ist.

Einem Insider zufolge soll die EZB voraussichtlich am Montag erneut über die Notfall-Hilfen für griechische Banken zu beraten, so Reuters. Der EZB-Rat hatte am Mittwochabend beschlossen, die Not-Kredite (ELA) weiter aufrecht zu erhalten, die Obergrenze aber nicht zu erhöhen. Insidern zufolge liegt der Rahmen damit derzeit bei rund 89 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...