Unternehmen

In der Krise boomt die Schattenwirtschaft in Südeuropa

Lesezeit: 1 min
29.10.2012 01:47
Steuererhöhungen als Mittel zur Senkung der öffentlichen Schulden tragen massiv zu einem Fortbestand der Schattenwirtschaft im Euroraum. Diese umfasst jährlich etwa 1,5 Billionen Euro. Vor allem in Südeuropa ist die Lage katastrophal.
In der Krise boomt die Schattenwirtschaft in Südeuropa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schulden in den öffentlichen Haushalten Europas sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen (mehr hier). Um die Schulden in den Griff zu bekommen, greifen die Staaten gern zu Steuererhöhungen. Doch dies führt zu einem Ausweichen in die Schattenwirtschaft. Dieser Zusammenhang zeigt sich vor allem in Südeuropa: In den PIGS-Staaten gelten einerseits hohe Mehrwertsteuern: Portugal (23 %), Italien (21 %), Griechenland (23 %), Spanien (21 %). Andererseits verharrt dort die Schattenwirtschaft gegen den internationalen Trend auf hohem Niveau (über 20 %), so eine aktuelle Studie der Johannes Kepler Universität (zur Studie hier). In Italien liegt diese bei 21,6 Prozent des BIPs, aber auch in Portugal (19,4%), Spanien (19,2%) und in Griechenland (24,8%) sind sie deutlich über dem Durchschnittswert für den Euroraum. Dieser liegt Bloomberg zufolge bei 17,3 Prozent, was einem Umfang von 1,5 Billionen Euro pro Jahr entspricht.

Die Ursache für diesen andauernden hohen Umfang der Schattenwirtschaft in Südeuropa liegt auch in der Wirtschaftskrise, „weil die Einkommensverluste aus der offiziellen Wirtschaft durch mehr Schwarzarbeit kompensiert werden“, so die Studie. Erholt sich das jeweilige Land von der Rezession und der auch hohen Steuerbelastung, kommt es demnach in der Regel auch zu einem Rückgang der Schattenwirtschaft. Exrem hohe Steuern, wie sie in Südeuropa zu finden sind,  wirken diesem Wechselverhältnis jedoch entgegen. Um dieser dennoch entgegen zu wirken, sieht die Studie der Johannes Kepler Universität die Politik in der Pflicht. Eine befristete Rückvergütung der Mehrwertsteuer „bei arbeitsintensiveren Dienstleistungen“ und die Einführung steuerlicher Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investititionen im Haushalt bis etwa 5.000 Euro pro Haushalt jährlich könnten dazu beitragen. Darüber hinaus wäre aber auch eine Erhöhung der Freigrenze der Arbeitsmöglichkeiten von Sozialhilfe- und Arbeitslosengeldempfängern ein entsprechender Schritt, so die Studie.

Die Troika hat jedoch einen anderen Weg eingeschlagen. Griechenland beispielsweise hat seit vielen Jahren ein Problem mit Korruption und Schwarzarbeit. Die aufgrund der Schuldenkrise und der Bailouts von der Troika auferlegten, diversen Steuererhöhungen bei gleichzeitiger Lohnsenkung sowie Entlassungen (hier) spielen entsprechend der Schattenwirtschaft eher zu. So dass hier die Schattenwirtschaft mit 24,8 Prozent gemessen am BIP noch immer die höchste der 21 OECD-Länder ist.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...