Politik

Deutsche Banken-Lobby warnt EZB vor Liquidität für Griechen-Banken

Lesezeit: 1 min
13.07.2015 13:52
Der Banken-Lobbyist Michael Kemmer warnt die EZB vor dem Überziehen ihres Mandats in Griechenland. Das ist verwegen: Kemmer war mit der BayernLB jahrelang von der New Yorker Fed mit Liquidität über Wasser gehalten worden.
Deutsche Banken-Lobby warnt EZB vor Liquidität für Griechen-Banken
Quelle: Federal Reserve Bank of New York, Berechnungen von Finpolconsult. Kumulierte Kreditvergabe.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters meldet:

Die Banken in Deutschland mahnen nach der Grundsatzeinigung der Euro-Länder mit Griechenland eine schnelle Umsetzung des Schuldendeals an. Am deutlichsten wurde am Montag der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer. Mit Blick auf die umstrittenen Nothilfen (ELA) der Europäischen Zentralbank (EZB) an die griechischen Banken betonte er in Frankfurt: "Die EZB ist schon an der Grenze, ihr Mandat zu überdehnen - und das weiß sie auch." Bis zum kommenden Montag müsse die Einigung Griechenlands mit den internationalen Gläubigern im Detail stehen, sagte Kemmer. Denn dann stehe eine Rückzahlung von 3,5 Milliarden Euro an die EZB an, die Griechenland schultern müsse. "Sonst kann ich mir nicht vorstellen, dass die ELA-Hilfen verlängert werden. Da brennt es schon lichterloh."

Diese Forderung des obersten Banken-Lobbyisten ist originell: Die BayernLB war von der Fed in New York über Jahre am Tropf der Notkredite gehangen. Die Fed hatte den Bayern Liquidität ohne Konditionalität gewährt.

Michael Kemmer war von 2006 bis 2008 Finanzvorstand der BayernLB und danach ein Jahr deren Vorstandsvorsitzender. Danach krachte es und in Kremmers Lebenslauf bei der Banken-Lobby findet sich eine kleine Lücke. Beim Bankenverband nahm er im Oktober 2010 seine Tätigkeit auf und stellt seither seine Expertise der deutschen Kreditwirtschaft zur Verfügung.

Die dpa berichtete über das Ergebnis des Strafverfahrens gegen Kemmer:

Der Strafprozess gegen die frühere Führungsriege der BayernLB ist für vier der sechs Angeklagten vorbei. Das Landgericht München stellte die Verfahren am Dienstag gegen Geldauflagen ein. Darunter ist auch der heutige Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Michael Kemmer, der 20.000 Euro zahlen muss.

Man könnte mit Fug und Recht behaupten: Wenn einer zu Not-Kredite für die griechischen Banken tunlichst schweigen sollte, dann ist es der Banken-Lobbyist Michael Kemmer.

Die Liquidität für die griechischen Banken ist in den kommenden Wochen entscheidet, um den totalen Crash in Griechenland zu verhindern. Diese kann wegen der unklaren politischen Lage nur durch die EZB sichergestellt werden. Für die europäischen Banken ist Griechenland vordergründig kein großes Problem: Die privaten Banken haben alle ihre Forderungen im Jahr 2012 an die europäischen Steuerzahler abgewälzt. Das liest sich dann bei Reuters mit bemerkenswerten Diskretion so:

„Direkt sind die hiesigen Geldhäuser aber kaum noch von der Griechenland-Krise betroffen, haben sie ihr Engagement in dem Schuldenstaat inzwischen doch deutlich abgebaut.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...