Finanzen

G20 warnen vor einem weltweiten Währungskrieg

Die G20-Führer haben vor einem globalen Abwertungswettlauf gewarnt. China wurde nicht ausdrücklich kritisiert - vermutlich, weil China mit Russland gemeinsam eine starke Achse bei den G20 bildet. Außerdem zeigt das Abschlussdokument, dass die G20 keine Ahnung haben, wie die Krise der Weltwirtschaft beendet werden kann.
07.09.2015 01:37
Lesezeit: 2 min

Allenfalls zwischen den Zeilen lassen die Top-Wirtschaftsmächte bei ihrem Treffen in Ankara die Sorge um Chinas Konjunkturflaute durchblicken. «Wir begrüßen die Stärkung der Wirtschaft in einigen Volkswirtschaften, aber das globale Wachstum bleibt unter unseren Erwartungen», schreiben die Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) am Ende in ihrer Erklärung diplomatisch. Der IWF erläutert in einem Papier, warum die G20 wenig Mittel in der Hand haben, eine mögliche Krise zu verhindern.

Schon vor den zweitägigen Beratungen in der türkischen Hauptstadt musste die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht allzu viel Schelte der G20-Partner befürchten. Auch nicht von den Europäern, die ausnahmsweise einmal nicht wegen der Griechenland- und der Staatsschuldenkrise im Fokus stehen. «Hinter den Kulissen wird Klartext gesprochen, aber es wird niemand öffentlich an den Pranger gestellt», fasst ein Unterhändler den nach außen hin eher sanften Umgang der meisten G20-Länder mit den Chinesen zusammen.

Und das nicht nur, weil Peking schon vor der Ankara-Runde gebeten hatte, im G20-Kommuniqué nicht gesondert erwähnt oder gar gerügt zu werden. Sondern auch, weil die Mehrzahl der G20-Partner an der aktuellen Währungspolitik der kommunistischen Regierung und deren weiterer Marktöffnung eigentlich nicht so viel zu kritisieren hat. Die Hoffnung ruht auch auf den enormen Finanz-Reserven der Volksrepublik, um einen Einbruch abzufedern.

Einzig Japans Finanzminister Taro Aso soll am Rande mit den Chinesen härter ins Gericht gegangen sein - angesichts der Dauer-Spannungen zwischen beiden Ländern nicht verwunderlich. Aso soll Peking vorgeworfen haben, die globale Wirtschaft zu gefährden und zu wenig zu tun. Was unter den anderen Delegationen für Irritationen gesorgt haben soll. Zumal Japan selbst nicht gerade glänze an der Konjunkturfront, wie es heißt: «Zum Showdown zwischen Japan und China kam es in den Sitzungen aber nicht.»

Chinas Kassenwart und seine Notenbanker stellen sich den kritischen Fragen in Ankara durchaus selbstbewusst, wie Teilnehmer berichten. Präzise hätten sie die Lage geschildert. Trotz massiver Zweifel vieler Ökonomen hätten die Chinesen auch klargestellt: Die für 2015 angepeilte Wachstumsrate zwischen 6,5 bis 7,0 Prozent werde schon geschafft. Das wäre allerdings dennoch das niedrigste Plus seit etlichen Jahren.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) jedenfalls wirft den chinesischen Währungshütern keine Fehler vor. Im Gegenteil: Er sieht weiter Chancen, dass Chinas Währung Yuan (Renminbi) bald zu einer Weltreservewährung aufsteigt und in absehbarer Zeit auch im Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) landet. Das gilt vielen als ebenso wichtig wie der Beitritts Pekings zur Welthandelsorganisation WTO.

Schäuble bescheinigte Chinas Notenbank, zuletzt den Yuan-Kurs durchaus Richtung Marktentwicklung geführt zu haben. Auch deshalb sprach der deutsche Finanzminister schon im Vorfeld von einem «relativ entspannten Treffen». Sein französischer und russischer Amtskollege blieben gleich ganz fern, ebenso die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen.

Die mächtigste Währungshüterin der Welt konnte es ihrem Stellvertreter überlassen, in Ankara die G20-Partner über die von den USA angekündigte Zinswende und ein Ende der Politik des billigen Geldes zu informieren. Unmut gibt es hier vor allem im Lager der aufstrebenden Schwellenländer.

Befürchtet wird ein Kapitalabfluss aus Ländern wie China oder Brasilien, wenn die Zinsen in den USA steigen und Geldanlagen dort wieder attraktiver werden. Einige G20-Länder hätten es sicher gern gesehen, wenn die sich abzeichnenden Zinserhöhungen in den USA und anderswo in der Erklärung als großes Risiko für die Weltwirtschaft gebrandmarkt worden wären. Im Feilschen um die G20-Erklärung sind sie damit aber gescheitert. Stattdessen ist von Transparenz und Kommunikation bei der Zinswende die Rede.

Das Wort «Währungskrieg» taucht freilich nicht auf im G20-Dokument. Nach den jüngsten Währungsabwertungen in China und asiatischen Schwellenländern sieht so mancher Kassenwart aber durchaus eine solche Gefahr. So hält Washington Peking immer wieder vor, seine Währung abzuwerten, um der heimischen Wirtschaft Vorteile im globalen Wettbewerb zu verschaffen.

Am Ende belassen es die G20 bei einer Mahnung vor einem Abwertungswettlauf, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen.

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