Finanzen

US-Ökonom: Crash-Gefahr wegen weltweiter Kredit-Blasen

Die Ölpreis-Bildung liegt nach Aussagen des US-Ökonoms Mark Dow in den Händen von Spekulanten. Doch der Ölpreis Verfall ist nicht ausschlaggebend für den Abschwung in den Schwellenländern. Das eigentliche Dilemma dieser Länder liege darin, dass ihre Wirtschafts-Booms über die Vergabe von Konsumentenkrediten finanziert wurden. Diese Strategie sei an ihrem Ende angelangt.
14.09.2015 01:51
Lesezeit: 2 min

Der US-Ökonom Mark Dow sagt in einem Interview mit ETF.com, dass aufgrund der Finanzialisierung der weltweiten Rohstoffmärkte die Ölpreis-Entwicklung in den Händen von Spekulanten und Finanzinvestoren liege, die 80 Prozent des weltweiten Rohstoffhandels kontrollieren. Nur 20 Prozent des Rohstoffmarkts sei in den Händen von kommerziellen Betreibern.

Dow wörtlich:

„Wir sehen eine Kombination von Angebot und Spekulation. Eine Zeit lang waren die Ölpreise extrem hoch. Im Jahr 2008 lag der Barrel-Preis bei fast 150 Dollar. Das führte zum Produktionsanstieg bei zahlreichen Ölfirmen, weil die Preise derart hoch waren. Zu dieser Zeit konnten wir den Begriff Quantitative Lockerung noch nicht einmal buchstabieren. Die oft wiederholte Vorstellung, dass die Fed eine Öl-Blase induziert hat, ist falsch. Spekulationen haben die Öl-Blase induziert. Die Spekulanten haben den Ölpreis auf 150 Dollar pro Barrel getrieben. Da die Nachfrage in den Schwellenländern groß gewesen ist, dachten sich viele Konzerne, dass sie immer mehr produzieren müssen. Die hohen Preise lockten die Öl-Konzerne an. Die Folge ist nun, dass die betroffenen Konzerne ihre Produktion nicht drosseln können, weil sie ihren Kreditverpflichtungen nachkommen müssen.“

Ende August hatte sich der Ölpreis innerhalb von drei Tagen um fast 30 Prozent erhöht. Dow traut dieser Entwicklung nicht und zweifelt an ihrer Nachhaltigkeit. Diese Bewegung sei kurzfristig und ebenfalls das Ergebnis von Spekulationen. „Der Ölpreis wird seinen Tiefpunkt erreichen und die Produktion wird zurückgefahren werden. Doch diese Art von Zyklen ist wirklich lang“, so Dow.

Dow ist gegen das Argument, dass es zwischen dem Ölpreis-Verfall und dem Abschwung in den Schwellenländern einen direkten Zusammenhang gibt.

Er argumentiert:

„Nur weil zwei Dinge zur selben Zeit passieren, bedeutet das nicht, dass es eine Korrelation zwischen beiden Ereignissen gibt. Ich werde Ihnen ein sehr klares Beispiel dafür zu geben. Jeder denkt, dass der brasilianische Boom in den letzten acht Jahren auf dem Verkauf von Eisenerz nach China beruhe. Das ist die Investmentthese, die jedoch falsch ist.

Brasiliens Exporte machen 10 Prozent des BIP aus. Es ist mir egal, wie viele sekundäre Dienstleister von dieser Beziehung profitieren. Es ist kein ursächlicher Treiber. Sicherlich sorgte dies für eine positive Stimmung in Brasilien und es floss sehr viel Kapital an der Börse in São Paulo. Doch die eigentliche Wachstumsstory Brasiliens beruht auf der Vergabe von inländischen Krediten. Die Brasilianer hatten vielleicht zum ersten Mal eine gute makroökonomische Stabilisierung, relativ niedrige Zinssätze und eine relativ stabile Inflation. Das erlaubte ihnen, inländischen Finanzen zu entwickeln. Sie importierten eine Reihe von neuen Kredit-Techniken, die in den USA bereits angewandt werden. Die brasilianischen Bürger waren urplötzlich im Stande, Autos und andere Konsumgüter über Kredite zu finanzieren. Dies erzeugte den Boom. Doch wenn sie die Kreditvergabe derart schnell ankurbeln, kommt es an einem bestimmten Punkt zum Stopp. Ich sehe nicht, dass Brasilien besonders gut mit dieser Situation umgeht.“

Der US-Ökonom kritisiert an dieser Stelle, dass der Boom in Brasilien und anderen Schwellenländern weitgehend über Kredite an Privathaushalte finanziert wurde. Diese können ihren Kreditverpflichtungen nur schwerlich nachkommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...