Politik

Weltmacht: Russlands Cyber-Kriminelle verdienen 4,5 Milliarden Dollar

Betrug bei Online-Banking, Phishing-Angriffe und Spam - Russlands Cyberkriminelle gehören zu den kommerziell erfolgreichsten der Welt. Der neueste Trend: Angriffe auf Einzelpersonen über Trojaner.
26.04.2012 00:28
Lesezeit: 2 min

Es sind gewaltige Summen, die hier im Spiel sind: Jüngsten Schätzungen zu Folge sollen russische Internetkriminielle im vergangenen Jahr sagenhafte 4,5 Milliarden Dollar verdient haben. Ihr Anteil am Gesamtvolumen von 12.5 Milliarden Dollar, das 2011 durch Cyberaktivisten weltweit erwirtschaftet wurde, liegt bei 36 Prozent. Das ist das Ergebnis eines Berichts der russischen Sicherheitsanalysefirma Group-IB, der nun veröffentlicht wurde.

In ihrem Bericht unterscheidet die Group-IB zwischen Cyberkriminellen, die in Russland leben und Russisch sprechenden Internetkriminiellen, zu denen auch Bürger aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und anderen Staaten zählen. In ihrem 28 Seiten starken Bericht schätzen die Forscher, dass sich allein der Anteil an russischer Cyberkriminialität auf 2.3 Milliarden Dollar verdoppelt hätte. Das gesamte russisch-sprachige Segment auf dem globalen Hackermarkt würde es hingegen auf 4,5 Milliarden Dollar bringen. Dieses Segment, so die Forscher weiter, sei traditionell doppelt so groß wie das allein auf Russland bezogene.

Webkriminalität führt zur Neuausrichtung der Mafia

Neben den Umsätzen in der Hacker-Branche konnten die Group-IB-Analysten für 2011 auch einige “Trends” herausarbeiten. So lag die Kontrolle des Marktes in den Händen der organisierten Kriminialität, die versuchen würden aller Prozesse um sich herum Herr zu werden. Dies habe auch zur Zusammenführung zweier krimineller Welten sowie zu einer Neuausrichtung der russischen Mafia geführt. War letztere traditionell in Drogen-und Waffenhandel involviert, komme jetzt auch die Computerkriminalität hinzu. Und das, so warnen die Analysten, könnte zu “einer explosionsartigen Zunahme von Angriffen” auf den Finanzsektor führen. Hier sei gerade der Online-Banking-Betrug eines der am schnellsten wachsenden Segmente innerhalb der Computerkriminalität – mit einem deutlichen Anstieg im Jahr 2011.

Mittlerweile, so stellen die Analysten fest, hätte sich der Cyberkriminalitätsmarkt “konsolidiert”.  Einige wenige großen Gruppen seien aufgestiegen, die alle auf einer einheitlichen Grundlage operierten. Diese Gruppen seien miteinander verbunden und würden auch miteinander arbeiten. Sie tauschen kompromittierende Daten und Finanzgaunereien aus. Außerdem, informieren die Group-IB-Analysten, hätten auch einige andere nicht-technische Gruppen ihr Glück, darauf weist die Zunahme von Outsourcing-Dienstleistungen wie Beratung, Schulung und Verkauf von Malware und Exploits hin, versucht.

Der russische Cypercrime-Markt hat sich gefestigt

All diese Entwicklungen lassen die Experten zu dem Schluss kommen, dass “sich der russische Cypercrime-Markt in einer Phase des Übergangs von einem eher quantitativen zu einem mehr qualitativen Zustand hin befindet. Er bewegt sich weg von der chaotischen Entwicklung der Cyberkriminalität in der Welt.”

Am lukrativsten waren in Russland unter anderem Online-Banking-Betrug und Phishing-Angriffe. Hier wurden gut 942 Millionen Dollar umgesetzt. Auch mit Spam ließen sich schätzungsweise 830 Millionen Dollar verdienen. Insgesamt, so heißt es weiter, gehe der Trend eher dazu über Einzelpersonen zu attackieren anstelle etwa von Finanzunternehmen – zu den gängigsten Methoden zählte dabei der Einsatz von Trojanern. Außerdem konnten die Analysten eine Zunahme politisch motivierter DDoS-Attacken feststellen, die dazu genutzt wurden, Blogs, Foren und Medienseiten in Russland im Umfeld der Präsidentschaftswahlen auszuschalten.

Am Ende ihres Berichts sprach die Group-IB auch einige Empfehlungen zur Bekämpfung der Cyber-Kriminalität aus. Dazu gehörten unter anderem die Verschärfung der Strafen und des geltenden Rechts sowie eine enstprechende Ausbildung der Vollzugsbeamten – auch hinsichtlich der Untersuchungstechniken. Daneben sollte auch die internationale Kooperation auf diesem Gebiet dringend verstärkt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...