Finanzen

Märkte nervös: Die US-Notenbank wird zum Unsicherheits-Faktor

Wieder verschiebt die Fed die erwartete Zinswende. Die jüngsten Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Kapitalmärkte hält den Leitzins unverändert bei nahe null. Diese Unsicherheit überträgt sich auf die weltweiten Märkte und sorgt für sinkende Bilanzen.
23.09.2015 01:09
Lesezeit: 1 min
Märkte nervös: Die US-Notenbank wird zum Unsicherheits-Faktor
Der US-Leitindex Dow Jones konnte nach der Verkündung des erneuten Aufschubs der Zinswende nur ein kurzes Plus verzeichnen. (Grafik: avira.de)

Der Jubel der US-Börsianer über die aufgeschobene Zinswende war schnell wieder verpufft. Nur kurz zuckte der US-Leitindex Dow Jones unmittelbar nach der Entscheidung der Fed, den Leitzins unverändert bei nahe Null Prozent zu belassen, nach oben, um dann in den Sinkflug überzugehen. Auch die japanische Börse ging auf Tauchstation, ebenso wie der DAX.

Nur die chinesische Börse in Shanghai notierte leicht im Plus. Offensichtlich trauen die Investoren der von Fed-Präsidentin Janet Yellen servierten Beruhigungspille nicht. So erwartet weiterhin eine Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed den Einstieg in die Zinswende noch in diesem Jahr. Die US-Notenbank begründet ihren Zins-Beschluss mit den jüngsten Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Kapitalmärkte, die zu einem Abbremsen der wirtschaftlichen Aktivität geführt und kurzfristig den Abwärtsdruck auf die Inflation erhöht hätten. Gemeint sind damit die von China ausgelösten Markt-Turbulenzen im August.

Durch ihr hasenfüßiges Zögern wird die Fed zunehmend zu einem Getriebenen der Märkte und damit selbst zum Unsicherheitsfaktor. Tatsächlich hat Yellen das Gegenteil dessen erreicht, was sie angestrebt hat. Denn Unsicherheit ist pures Gift für die Stabilität der Märkte. Da sich die Fed offengehalten hat, wann sie die Zinsen erhöht, hat sie die Unsicherheit sogar noch geschürt. Müssen die Investoren doch nun erneut rätseln, ob die Fed die Zinswende im Dezember (16.12.) oder möglicherweise schon im Oktober (28.10.) einleitet.

Für die Oktober-Sitzung ist zwar keine reguläre Pressekonferenz vorgesehen, doch das ist keineswegs ein Hinderungsgrund für eine Zins-Entscheidung. Offensichtlich haben die Märkte Yellen die Entscheidung über den Start der Zinswende ohnehin schon abgenommen. Die negativen Marktreaktionen auf die jüngsten Fed-Beschlüsse ist ein klares Signal an Yellen, schnellstmöglich für klare Verhältnisse an der Zinsfront zu sorgen. Viel spricht deshalb für eine Zinserhöhung im Oktober, zumal kurz vor Weihnachten die Börsenumsätze eher mau sind und die Anfälligkeit für Kursschwankungen entsprechend hoch ist.

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