Technologie

Handy-Daten sollen zur besseren Städteplanung genutzt werden

Ein Team der US-Hochschule MIT und Ericsson hat eine Studie verfasst, mit der sie einen besonderen Blick auf die Welt und den urbanen Wandel bietet. Die erfassten Daten können für zukünftige Städteplanungen verwendet werden.
12.10.2015 11:10
Lesezeit: 2 min
Handy-Daten sollen zur besseren Städteplanung genutzt werden
Die „Visualisierung von Signaturen der menschlichen Aktivitäten in den Städten auf der ganzen Welt“ kann bei der Stadtplanung verwendet werden. (Screenshot)

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Moderne Städteplanungen müssen adaptiv sein. Die erhöhte Dynamik der urbanen Transformationen und unsere schnelllebigen Entwicklungen machen dies erforderlich. Mit der Studie bieten sie einen innovativen Forschungsansatz, der bereits heute Antworten auf Fragen gibt, die wir uns in der Zukunft stellen werden. Nahezu 90 Prozent der Weltbevölkerung besitzen bereits ein Mobiltelefon. Es sind aktuell mehr als sieben Milliarden Mobilfunkgeräte im Umlauf. Das bedeutet, dass nahezu jede Person auf dem Planeten einen hochpräzisen Sensor bei sich trägt. Mithilfe dieser Sensoren kann die Bewegung der Menschen in urbanen Umgebungen genau aufgezeichnet und nachvollzogen werden.

Handy-Daten erlauben also Zugriff auf Informationen über menschliche Aktivitäten, in einem großflächigen Rahmen, der momentan nicht anders zu erhalten ist. Stadtplaner nutzen bereits statische Daten. Dazu gehören Informationen zu Pendlern und gemeldeten Einwohnern. Die Datensätze der mobilen Telefone sind allerdings dynamisch und erlauben damit einen detaillierteren Einblick. Die Studie des Forschungsteams erlaubt es nun, dass diese Daten aktiv von Städteplanern genutzt werden können. Die MIT-Abteilung „SENSEable City Laboratory“ und Ericsson haben sich zusammengetan, um einen neuen Blickwinkel zu entwickeln. Sie erkannten, dass das Potenzial dieser Datenquelle bisher nicht voll ausgeschöpft wird.

SENSEable City Laboratory ist eine Forschungsinitiative am Massachusetts Institute of Technology. „Der Anstieg der vergangenen Jahre, im Einsatz von Elektronik, die wir immer bei uns tragen, erlaubt eine neue Herangehensweise an das Studium unserer konstruierten Umwelt“, so die Gruppe. Das Ziel der Studie sei es, diese kritischen Daten auszuwerten und davon zu lernen. Das entwickelte Forschungswerkzeug ermöglicht eine vergleichende Analyse der Stadtstruktur in vier globalen Städten: New York, London, Hongkong und Los Angeles. Auf Techxplore.comwird berichtet, dass die Studie Daten zur Grundlage hat, die zwischen April 2013 und Januar 2014 in den vier Städten gesammelt wurden. Mobilfunknetzbetreiber stellten alle wichtigen Daten zur Verfügung. Ericsson lieferte zusätzlich Informationen über die Telefonnutzung.

Die Ergebnisse der Studie sind umfangreich. Unter anderem konnten die Forscher herausfinden, dass der natürliche Kommunikationsrhythmus sich in den einzelnen Städten stark unterscheidet. So werden SMS in Hongkong am häufigsten in den Morgenstunden verschickt. In New York verschicken die Menschen SMS eher am Abend. Die Londoner kommunizieren auf diesem Wege am häufigsten in den Mittagsstunden. In London kommt es außerdem am Abend zu einer drastischen Abnahme des mobilen Datenverkehrs. In den anderen Städten gab es zwar auch eine Abnahme der Aktivitäten, aber nicht im gleichen Umfang. Es wird vermutet, dass dies an den hohen Kosten für die mobilen Daten liegt. Zum Feierabend nutzen die Menschen der britischen Hauptstadt das heimische WLAN.

Die Studie resultiert in einem Online-Tool, dass es ermöglicht, dynamische Daten von Mobiltelefonen nachzuvollziehen und auszuwerten. Es trägt den Namen ManyCities und wurde vom MIT SENSEable City Laboratory entwickelt. Mit diesem leistungsstarken Werkzeug können nun im großen Umfang und weltweit Mobilfunkdaten visualisiert werden. Eine Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr enthielt folgendes Aussage: „Manycities.org eröffnet eine neue Möglichkeit, um Bewegungsmuster zu erkennen, die bisher nicht sichtbar waren. Und mit diesem Wissen können wir vielleicht den Lebensstandard in unserer vernetzten Gesellschaft verbessern, indem wir in der Lage sind, ein akkurates Bild der Städte aufzuzeigen.“

Die Studie vom MIT besagt außerdem, dass die Zukunft dieses Werkzeugs ganz klar bei der Echtzeitanalyse liegt. Die Einsatzmöglichkeiten sind unendlich. So könnten die Daten zum Beispiel dazu verwendet werden, Events mit großen Menschenmengen zu planen. Sportveranstaltungen, Konferenzen und Konzerte könnten mit einem optimierten Evakuierungsplan versehen werden. Auch für den privaten Bereich gibt es mögliche Verwendungszwecke. Anwender könnte im Vorfeld überprüfen, ob sie mit ihrem Smartphone bei der Großveranstaltung, die in einem abgelegenen Waldgebiet stattfindet, vollen Empfang haben werden.

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