Politik

Gefährlich: 80 Prozent der Griechen zweifeln an Demokratie

Der EU-Beitritt hat Griechenland nicht stabiler gemacht: Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Griechen die Demokratie nicht mehr für eine gute Staatsform halten. Auch die Werte für Parteien und Politiker sind vernichtend.
11.11.2012 02:43
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Creditreform: 6,6 Millionen Deutsche stecken in der Schuldenfalle

Die griechische Demokratie befindet sich in einer Legitimationskrise. Die griechischen Bürger mistrauen ihren Politikern und Parteien und blicken zunehmend pessimistisch auf ihr Land und in ihre eigene finanzielle Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Meinungsforscher von Public Issue.

Rund 80 Prozent der Befragten sind von der Demokratie in Griechenland enttäuscht. Sie geben an, dass die Demokratie schlecht funktioniert habe. Für Griechenland ist diese Einschätzung gefährlich: Zwar hat es in den vergangenen Monaten kaum nennenswerte Putsch-Gerüchte gegeben. Dennoch ist das Militär immer noch die graue Eminenz im Hintergrund. Sollte die Generäle der Auffassung sein, dass sich die Lage nicht ohne ihr Eingreifen stabilisieren läßt, werden sie nicht zögern, die gewählt Regierung unter Druck zu setzen.

Und die Anzeichen deuten darauf hin, dass der Unmut wachsen könnte: Eine große Mehrheit der befragten Griechen (75 Prozent) glaubt, dass sich ihre finanzielle Situation in Zukunft verschlechtern wird. Nur fünf Prozent denken, dass sie künftig über mehr Geld verfügen können.

Besondere Verachtung bringen die Griechen ihren politischen Parteien entgegen - die sie zu Recht für die Misere verantwortlich machen.  So betrachten 39 Prozent weder die Regierungskoalition, noch die Oppositionsparteien als die richtige Partei. Rund drei-viertel der Befragten (76 Prozent) glaubt, dass die regierende Koalition, bestehend aus Nea Dimokratia, Pasok und der Demokratischen Linken, die Legislaturperiode nicht überstehen wird.

Noch ist der amtierende Premierminister Antonis Samaras beliebter als sein Kontrahent Alexis Tsipras von der Syriza Partei. Die Regierungskoalition liegt in der Umfrage noch vor der Opposition. Doch bei einer Stichwahl werde sich die Syriza Partei durchsetzen, glauben 59 Prozent der Befragten. Die Strukturanpassungen, wie die Privatisierung staatlicher Unternehmen, halten 33 Prozent für nicht notwendig. Eine Mehrheit von 62 Prozent befürwortet mehr Privatisierungen. Auch dies belegt: Die Griechen vertrauen ihrem Staat nicht mehr, und erst recht nicht, wenn er sich in die Geschicke der Wirtschaft einmischt.

Weitere Themen:

Automobilindustrie in Europa schrumpft unaufhaltsam

Rechnungen nicht bezahlt: Der EU fehlen plötzlich 9 Milliarden Euro

Der nächste Patient: Schäuble will Frankreich kontrollieren

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...