Politik

Putins Plan geht auf: Irak will Russland als Schutzmacht, nicht mehr die USA

Der Plan Russlands, die Rolle der USA im Nahen Osten einzudämmen, kommt offenbar schneller voran gedacht: Nun sagt sogar schon die Regierung des Irak in Bagdad: Man wolle, dass die Russen eine größere Rolle in der Region spielen als die Amerikaner. Russland hat IS-Stellungen nun auch vom Meer aus unter Beschuss genommen.
07.10.2015 14:15
Lesezeit: 1 min

Der Irak könnte einem hochrangigen Abgeordneten zufolge Russland bald um Luftangriffe gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bitten. Die Regierung in Bagdad dürfte sich in den kommenden Tagen oder Wochen dazu veranlasst sehen, sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Parlament, Hakim al-Samili, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Das hänge davon ab, wie "erfolgreich" die russischen Luftangriffe in Syrien seien. "Wir wollen, dass Russland eine größere Rolle im Irak spielt", sagte er. "Auf jeden Fall eine größere Rolle als die Amerikaner."

Nach dem Beginn der russischen Luftangriffe auf den IS und andere Rebellengruppen in Syrien haben sich die Regierung in Bagdad und einflussreiche Schiitengruppen für eine Ausweitung auf die Stellungen der Islamisten im Irak ausgesprochen. Der Einsatz der USA dort wird allgemein als nicht ausreichend kritisiert, wie Reuters vornehm formuliert: Tatsächlich gilt der Einsatz als gescheitert - und genau deshalb haben die Russen ihre Militär-Aktion gestartet.

Moskau fährt einen sehr durchdachten Kurs: Schon in Syrien hatte Putin gesagt, er werde nur eingreifen, wenn Präsident Assad ihn bitter.

Russland hatte am Dienstag bekanntgegeben, den Irak zu bombardieren, wenn die Regierung in Bagdad dies wünsche.

Zuvor hat Moskau eine Allianz mit dem Iran, China und dem Irak geschlossen und ein Geheimdienstzentrum in Bagdad errichtet.

Die USA und Israel werden über die Militärschläge informiert.

Russland hat die Nato eingeladen, nach Moskau zu reisen und sich ein Bild von der Arbeitsweise der russischen Streitkräfte zu machen. Zuvor hatte sich Moskau ratlos gezeigt, weil man die von den USA hochgeschätzte "Freie Syrische Armee" nirgendwo hatte finden können.

Die TASS meldet, dass die russischen Streitkräfte nun auch mit dem Beschuss von IS-Stellungen durch die kaspische Flotte begonnen hätten. Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass 26 Cruise Missiles auf Syrien abgefeuert werden sein sollen.

Über zivile Verletzte oder Tote gibt es keine Klarheit. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die von den Russen behauptete "chirurgische" Kriegsführung wirklich funktioniert. Der US-Drohnen-Krieg hat gezeigt, dass es fast immer zu Opfern unter der Zivilbevölkerung kommt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...