Politik

Abfuhr für Merkel: Türkei will kein „Flüchtlings-KZ“ werden

Der türkische Regierungschef Davutoglu hat die Bitte von Angela Merkel abschlägig beschieden, die Türkei möge die Flüchtlinge zurücknehmen. Davon könne keine Rede sein, sagte Davutoglu nach der Abreise Merkels. Außerdem erhöht die Türkei ihre finanziellen Forderungen.
19.10.2015 22:36
Lesezeit: 1 min

Die Türkei verlangt von der Europäischen Union (EU) frisches Geld für ihre Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise. Es könne nicht darum gehen, bereits zugesagte Mittel lediglich früher ausgezahlt zu bekommen, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Montag im türkischen Fernsehen. Einen Tag nach seinem Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte er zugleich, Europa solle nicht erwarten, dass die Türkei alle Flüchtlinge aufnehme. Die Vorstellung, man habe der Türkei Geld gegeben, nun sei sie zufrieden und alle Migranten sollten dort bleiben, werde von der Türkei nicht hingenommen. "Niemand sollte erwarten, dass die Türkei zu einem Land wird, das alle Migranten beherbergt, wie ein Konzentrationslager", sagte Davutoglu.

Angela Merkel war am Wochenende in der Türkei vorstellig geworden, um die Türkei zu bitten, die Flüchtlinge wieder zurückzunehmen. Präsident Erdogan verlangt dafür, dass die EU seinen Krieg gegen die PKK unterstützt.

"Was frisches Geld angeht, sprechen wir von rund drei Milliarden Euro in der ersten Phase", betonte der Regierungschef. Dies solle jährlich überprüft werden, da sich der Bedarf erhöhen könne. Das Geld hatten Merkel und die EU versprochen, es handelt sich um europäische Steuergelder.

Beim EU-Gipfel in der vergangenen Woche hatte sich die Gemeinschaft auf einen Aktionsplan mit der Türkei in der Flüchtlingskrise verständigt. Die Regierung in Ankara könnte für die Kosten der Unterbringung von Flüchtlingen mehrere Milliarden Euro erhalten, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Gegenzug solle sich die Türkei verpflichten, syrische Flüchtlinge besser zu betreuen und die Grenze nach Griechenland stärker zu sichern. Mehr als zwei Millionen Flüchtlinge befinden sich zurzeit in der Türkei, vor allem aus Syrien und dem Irak. Das Land gilt als Schlüsselfaktor, um die Weiterreise der Menschen nach Westeuropa zu verhindern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Musk gegen den Staat: Wie ein Tech-Milliardär den US-Haushalt ruinierte
04.06.2025

Elon Musk wollte den US-Haushalt wie ein Start-up führen – heraus kam ein Desaster aus Kürzungen, Chaos und gescheiterten Sparzielen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wöchentliche Höchstarbeitszeit geplant: Schub für die Wirtschaft oder kontraproduktiv?
04.06.2025

Steht der 8-Stunden-Arbeitstag auf der Kippe? Die Bundesregierung will statt einer täglichen Höchstarbeitszeit eine wöchentliche...

DWN
Politik
Politik Trump zündet den Handelskrieg – doch Europa hat das bessere Spiel
03.06.2025

Donald Trump droht mit Strafzöllen, doch Europas Antwort steht längst: Mit stabilen Finanzen und strategischem Kurs könnte die EU zum...

DWN
Politik
Politik Vergessener Kontinent: Afrikas Fluchtkrisen- Milliarden fehlen für humanitäre Hilfe
03.06.2025

Fluchtkrisen in Afrika schneiden bei medialer Aufmerksamkeit, Hilfsgeldern und politischem Engagement besonders schlecht ab. Kamerun ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....