Unternehmen

Iran: Maschinenbauer fordern Lockerung der Sanktionen

Lesezeit: 1 min
22.10.2015 13:43
Die EU hat ihre neue Verordnung zur Lockerung der Iran-Sanktionen veröffentlicht. Diese beinhalte jedoch unnötige Bürokratie und benachteilige einige Branchen ungerechtfertigt, kritisieren die deutschen Maschinenbauer.
Iran: Maschinenbauer fordern Lockerung der Sanktionen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nachdem das Atomabkommen mit dem Iran erfolgreich verlaufen ist, hatte die EU eine Lockerung der Sanktionen in Aussicht gestellt. Dem ist sie nun mit einer ersten Verordnung in einem ersten Schritt nachgekommen. Vermutlich 2016, nach dem so genannten „Implementation Day“, sollen die Lockerungen dann in Kraft treten. Einen genauen Termin gibt es nicht.

Angesichts des möglichen Marktes warten Großkonzerne und auch der Mittelstand in Deutschland auf die Lockerung der Sanktionen. Die deutschen Maschinenbauer sind mit der neuen Verordnung der EU allerdings alles andere als einverstanden. Neben einer angeblichen Benachteiligung einiger Branchen kritisiert der Verband (VDMA) auch die Beibehaltung „ineffizienter, de facto wirkungsloser Exportbeschränkungen“.

Ein Kritikpunkt ist dabei die Aufrechterhaltung der EU-Dual-Use-Güterliste. „Selbst für harmlose Projekte wie zum Beispiel die Herstellung von Kunststoffen oder Verpackungsmaterial gibt es keine Ausnahmen.“, so der Verband. Das trifft bestimmte Gruppen von Messmaschinen, Öfen,  Maschinen für die Kunststoffindustrie oder aus dem Bereich der Textilmaschinen. „Natürlich bleibt es den EU-Staaten unbenommen, bestimmte Dual-Use-Güter für den Iran nur sehr restriktiv zu genehmigen, so wie es Deutschland schon lange vor dem Embargo praktiziert hat“, sagte Klaus Friedrich vom VDMA. „Aber ein Totalverbot, das selbst bei eindeutig gesicherter ziviler Verwendung die Exporte blockiert – wozu soll das gut sein?“

So seien beispielsweise Viton-Dichtungen weiterhin auf der Güterliste der Sanktionen. Damit produziere die EU tausende nutzlose Ausfuhrgenehmigungsverfahren. „Das blockiert ohne Sinn und Verstand Verwaltungskapazitäten, die das BAFA dringend an anderer Stelle benötigt, nämlich zur Bearbeitung sachlich notwendiger Exportanträge.“ Und das, obwohl es während der Verhandlungen ursprünglich Vorschläge gab, derartige ineffiziente Listenpositionen zu streichen, so der VDMA. Dies sei jedoch scheinbar von einigen EU-Ländern blockiert worden. Die Bundesregierung müsse hier Nachbesserungen fordern.

In diesem Jahr wird die iranische Wirtschaft aller Voraussicht nach um 2,2 Prozent steigen. Zwischen 2012 und 2013 gingen die EU-Importe aus dem Iran um 86 Prozent zurück, die Exporte verringerten sich um 26 Prozent. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) schätzt, dass sich die deutschen Exporte in den Iran innerhalb von zwei Jahren auf etwa fünf Milliarden Euro verdoppeln könnten. Vor allem bei der Modernisierung der Ölindustrie ergebe sich für die Maschinen- und Anlagebauer eine riesige Chance.

Bereits Ende Juli machte Klaus Friedrich vom VDMA deutlich, dass der Iran aber kein El-Dorado sei. Wenn, würden vor allem Unternehmen mit Iran-Erfahrung von der Lockerung der Sanktionen profitieren können. Denn es werde auch in den kommenden Jahren weiterhin Restbeschränkungen für den Handel mit dem Iran geben, so Friedrich. Der DIHK rechnet langfristig mit einem Handel im zweistelligen Milliardenbereich.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...