Politik

Nahles: Eine halbe Million Flüchtlinge geht in die Arbeitslosigkeit

Berechnungen der Bundesregierung haben ergeben, dass etwa eine halbe Million der Flüchtlinge und Einwanderer, die jetzt nach Deutschland kommen, sich im kommenden Jahr in der Arbeitslosigkeit wiederfinden werden. Bundeskanzlerin Merkel ist dennoch zuversichtlich, dass es viele Flüchtlinge schaffen werden, einen Job zu bekommen.
25.10.2015 00:13
Lesezeit: 1 min

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles rechnet wegen des Flüchtlingszustroms im kommenden Jahr mit einem "deutlichen Anstieg" der Arbeitslosenzahlen - allerdings nicht für Einheimische, wie sie der "Passauer Neuen Presse" sagte. Durch die Flüchtlingshilfen würden etwa im Wohnungsbau, der Betreuung und in anderen Bereichen viele neue Jobs geschaffen. "Bei den Einheimischen werden wir daher weiterhin einen Rückgang der Erwerbslosigkeit erleben", sagte sie voraus. Ansteigen dürften durch die vielen Flüchtlinge, von denen die meisten zunächst keine Arbeit haben, die Hartz-IV-Ausgaben. "Unsere Schätzungen besagen, dass es bis zu 460.000 Menschen zusätzlich sein könnten", sagte die SPD-Politikerin. Das koste 1,8 bis 3,3 Milliarden Euro - für Lebensunterhaltsleistungen und Arbeitsmarktförderung. Zulasten deutscher Langzeitarbeitloser gehe das aber nicht.

Bei den Job-Centern sieht Nahles wegen der immens gewachsenen Anforderungen zur Vermittlungen von Flüchtlingen in Arbeit einen hohen Bedarf an zusätzlichen Stellen. "Wir werden in den Job-Centern noch sehr viel mehr Personal brauchen." Sie werde in den Haushaltsverhandlungen für 2.800 zusätzliche Stellen eintreten, kündigte Nahles an.

Nahles hatte bereits vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass die meisten der Flüchtlinge weder für die Ausbildung noch für einen Arbeitsplatz qualifiziert seien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist dagegen weiter zuversichtlich und sieht für viele Flüchtlinge in Deutschland eine gute Job-Pespektive. "Für einen Teil derjenigen, die zu uns kommen, wird das recht gut gehen", sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Videobotschaft vom Samstag. Es werde aber auch viele geben, die zwar in Deutschland bleiben dürften, auf dem Arbeitsmarkt aber keine guten Aussichten hätten. "Hier müssen wir insbesondere bei jungen Menschen schauen, dass wir sie trotzdem schnell in Arbeit bekommen", fordert sie. Merkel verwies auf verschiedene Instrumente zur Integration der Menschen aus anderen Ländern. Dazu zählten Integrationskurse, vor allem aber auch Sprachkurse in Deutsch.

Die Ausgaben zur Bewältigung des Flüchtlingszustrom werden der deutschen Wirtschaft nach Auffassung aller Experten auf kurze Sicht einen Wachstumsimpuls geben. In einer Umfrage des Mittelstandsverbandes BVMW sagten neun von zehn befragten mittelständischen Firmeninhabern und Chefs, deutsche Sprachkenntnisse seien für sie die Kernvoraussetzung, um einen Flüchtling einzustellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Merz will zehn Prozent der Ausgaben reduzieren
02.09.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz fordert Einsparungen beim Bürgergeld – konkret zehn Prozent. Diese Milliardenkürzung sorgt für heftige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tupperware-Neustart in fünf europäischen Märkten
02.09.2025

Tupperware-Neustart mit dem französischen Investor Cédric Meston: Der Frischhaltedosenspezialist wagt den mutigen Schritt, das Geschäft...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis erklimmt neues Rekordhoch: Anleger setzen auf Zinssenkungen – was kommt jetzt?
02.09.2025

Der Goldpreis hat ein neues Rekordhoch erreicht und dabei erstmals die Marke von 3.500 Dollar überschritten. Anleger hoffen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Abwärtsstrudel: Nasdaq 100 und Anleihemärkte belasten Stimmung
02.09.2025

Die US-Börsen geraten ins Wanken: Steigende Anleiherenditen, schwächelnde Tech-Riesen und politische Unsicherheiten setzen Anleger unter...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung – Russland im Fokus
02.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Finanzen
Finanzen SMA Solar-Aktie stürzt nach Gewinnwarnung ab – drohen weitere Probleme?
02.09.2025

Die SMA Solar-Aktie steht massiv unter Druck: Nach einer überraschenden Gewinnwarnung brechen die Kurse zweistellig ein. Anleger fragen...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa: Anleihenmarkt vor Umbruch – niederländische Rentenreform treibt Renditen langfristiger Anleihen nach oben
02.09.2025

Die niederländische Rentenreform droht, den europäischen Anleihenmarkt mit einer Welle von zwei Billionen Euro auf den Kopf zu stellen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Anleger zwischen Zinssorgen und Handelsstreitigkeiten
02.09.2025

Der DAX-Kurs fällt deutlich zurück und die Stimmung an der Frankfurter Börse kippt. Anleger fürchten steigende Zinsen, Inflation und...