Gemischtes

Barcelona vor Einführung einer eigenen Währung

Barcelona will im kommenden Frühjahr eine eigene Währung herausbringen. Das Geld soll zunächst nur in digitaler Form existieren und die regionale Wirtschaft stützen, so die amtierende Bürgermeisterin. Eine Parallelwährung zum Euro könnte jedoch auch für die Unabhängigkeits-Bestrebungen von Katalonien hilfreich sein.
27.10.2015 13:15
Lesezeit: 1 min

Die Stadtverwaltung von Barcelona hat Pläne bekanntgegeben, in den kommenden sechs Monaten eine eigene Währung herauszubringen. Das Geld soll parallel zum Euro und zunächst nur in digitaler Form existieren und den regionalen Konsum stützen, so die amtierende Bürgermeisterin Ada Colau. Vorbilder sind ähnliche Projekte im britischen Bristol, der Schweiz und in mehreren französischen Städten wie Nantes, Toulouse und Straßburg. Die Region Katalonien strebt eine Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat an. Der Name der neuen Währung soll unter Beteiligung der Bürger gewählt werden.

Der Vorschlag für die Währung kam von der Bürgerplattform Barcelona en Comú, die verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen zusammenschließt, sich für mehr Bürgerbeteiligung in der Politik einsetzt, und für die Ada Colau bei der Kommunalwahl im Mai 2015 antrat und gewann.

Die Währung soll zunächst rein digital bleiben und mittels einer aufladbaren Bezahlkarte, über mobile Bezahldienste per Smartphone-App sowie für Inline-Zahlungen nutzbar sein. Das hat vor allem finanzielle Vorteile: Eine eigene Gelddruckerei zu schaffen und physische Scheine zu produzieren, würde die Kosten des Projekts enorm in die Höhe treiben.

Die Einführung sei bereits für das kommende Frühjahr geplant. Die spanische Zentralbank hat das Vorhaben bereits als „unmöglich“ und zudem „unerwünscht“ bewertet, so ein Bericht der spanischen Zeitung La Vanguardia. Die Zentralbank hatte zudem gedroht, dass Katalonien im Falle einer Abspaltung von Spanien aus der Eurozone ausscheiden müsste.

Ziel der regionalen Währung sei vor allem die wirtschaftliche Förderung der kleinen und mittleren Betriebe in der Region. Mit einer lokalen Währung sei es wahrscheinlicher, dass das Geld auch lokal ausgegeben wird, somit der Region zu Gute kommt und die heimische Wirtschaft ankurbelt. Zudem prüfe man derzeit die Möglichkeiten, auch bestimmte Steuern und kommunale Leistungen wie etwa den Öffentlichen Nahverkehr mit der neuen Währung abzuwickeln. Katalonien will auch deshalb von Spanien unabhängig werden, da sich die reiche Region durch hohe Abgaben nach Madrid gebeutelt fühlt. Eine eigene Währung könnte ein vorbereitender Schritt in die Unabhängigkeit sein.

Am Dienstag hat das Parteienbündnis für die Unabhängigkeit einen ersten Resolutionsentwurf in das katalanische Parlament eingebracht, um den „Beginn des Unabhängigkeits-Prozesses hin zu einer katalanischen Republik“ einzuleiten, so ein Bericht der Zeitung El Diario.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.