Politik

Spaniens Polizei meldet Verhinderung von Terror-Anschlag

Lesezeit: 1 min
04.11.2015 00:23
Die spanische Polizei hat drei Marokkaner festgenommen und behauptet, das Verhalten der Männer sei „unvorhersehbar“ gewesen. Offenbar wird das Vermutungsstrafrecht nun Standard in Europa: Leute werden verhaftet, weil sie in Zukunft etwas tun könnten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die spanische Polizei hat am Dienstag drei Marokkaner festgenommen, die ein Attentat in Madrid vorbereitet haben sollen. „Sie waren bereit, wahllose Angriffe zu verüben“, sagte Innenminister Jorge Fernández Díaz dem Rundfunksender Cadena Ser. Als Vorbild hätten der Gruppe offenbar die zahlreichen Messerattacken von Palästinensern auf Israelis im Nahost-Konflikt gedient.

Ob die Vorwürfe stimmen, ist von unabhängiger Seite nicht festzustellen. Spanien hat seit Monaten die Bürgerrechte massiv eingeschränkt, unter anderem das Demonstrationsrecht. Es ist durchaus denkbar, dass die Behörden den Vorfall nutzen, um eine Gefährdung der Sicherheitslage darzustellen. Der Plan könnte sein, dass die Bevölkerung so von der Sinnhaftigkeit der polizeistaatlichen Maßnahmen überzeugt werden könnte. In Spanien hatte es massive Proteste gegen die Einschränkungen der Bürgerrechte gegeben.

Laut Polizeiangaben handelt es sich um drei Marokkaner im Alter von 26 bis 29 Jahren, die sich legal in Spanien aufhielten und am frühen Dienstagmorgen in zwei Vierteln der Hauptstadt festgenommen wurden. Der Zugriff sei erfolgt, weil das Verhalten der Gruppe „unvorhersehbar“ geworden sei und ihr Entschluss entdeckt worden sei, „terroristische Handlungen in Madrid zu verüben“, erklärte die Polizei.

Allein diese Begründung ist ein klarer Verstoß gegen rechtsstaatliche Grundsätze: Bürger werden verhaftet, weil die Polizei mutmaßt, dass diese Bürger in der Zukunft gegen das Gesetz verstoßen könnten. Auch in Deutschland hat es in München vor kurzem einen ersten Fall eines solchen Vermutungsstrafrechts gegeben.

In den vergangenen Monaten wurden in Spanien dutzende angebliche Rekrutierer der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen. In dem aktuellen Fall sei es nicht das Ziel der Verdächtigen gewesen, Kämpfer für Einsätze im Irak und in Syrien „anzuwerben, zu radikalisieren und zu indoktrinieren“, sagte Innenminister Díaz. „Ihr Ziel war es, in Spanien zu handeln.“

Nach den Statistiken des Innenministeriums wurden seit Dezember 2011 in Spanien 171 angebliche Dschihadisten festgenommen. Auch für diese Zahlen und die Hintergründe gibt es keine unabhängige Bestätigung.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...