Im Suchmaschinen-Markt zeichnet sich eine Überraschung ab: Bisher war Google der unangefochtene Spitzenreiter des hochlukativen Business. Während die Zeitungen darüber klagen, dass Google ihnen immer mehr Werbeerlöse abnimmt (mehr hier), wollen die Konkurrenten nicht weiter tatenlos zusehen. Der Sunday Telegraph berichtet von streng geheimen Verhandlungen der beiden ehemaligen Google-Managerinnen Sheryl Sandberg (heute Facebook) und Marissa Mayer von Yahoo. Die beiden Frauen sollen demnach einen Plan entwickeln, ihre Marktpositionen zu nützen, um eine gemeinsame Suchmaschine zu entwickeln. Anders als andere Mega-Pläne hat dieser Plan beste Erfolgsaussichten, wie der Business Insider treffend analysiert (hier).
Denn die Ausgangsposition ist für beide Unternehmen gut: Sie verfügen über enorme Cash-Reserven. Yahoo, deren neue Chefin Mayer ist, hat erst kürzlich durch mehrere Verkäufe seine Kassen gefüllt. Mit einer Allianz der Giganten wäre auch Microsoft empfindlich getroffen. Die einzigen, die der erfolglosen Microsoft-Suche Bing Nutzer beschaffen, sind die Nutzer von Yahoo, weil Yahoo im Moment noch Bing verwendet.
Schon vor einiger Zeit hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg angekündigt, dass Facebook eine hervorragende Ausgangsposition für die Suche biete, weil kein anderes Internet-Unternehmen derart viele User hat. Für die Qualität der Such-Algorithmen ist die Anzahl der Nutzer, die sie durch ihre Suche beeinflussen, von großer Bedeutung. Yahoo könnte auf diesem Weg einen Schritt in die Welt der Sozialen Netzwerke machen. Aus eigener Kraft trauen Beobachter Yahoo nicht zu, dies zu schaffen. Die Technologie von Yahoo gilt als mäßig innovativ. Erst vor einigen Tagen war der beliebte Sportkanal durch einen Fehler lange Zeit außer Gefecht - für Yahoo ein Riesenproblem, weil über diesen Kanal der meiste Traffic generiert wird.
Yahoo hat noch einen weiteren Grund, mit Sorge auf Facebook zu schauen. Der Business Insider hatte berichtet, dass Facebook mit Hochdruck an einer Applikation arbeite, die die Email-Adressen der Nutzer den Werbekunden zur Verfügung stellt und so Werbekampagnen noch gezielter an die Nutzer zu bringen. Wenn Facebook dies gelänge, wäre dies ein Meilenstein im Anzeigengeschäft. Für die Facebook-Nutzer sei an dieser Stelle angemerkt: Diesem Thema sollte jeder Nutzer erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn Facebook beteuert, die Daten nur verschlüsselt weiterzugeben, ist damit ein weiterer Schritt zum Ende des Datenschutzes im Internet eingeleitet.
Für die klassischen Medien wäre ein umfassender Deal von Facebook mit der Werbewirtschaft ein weiterer Rückschlag im Kampf zur Verteidigung ihres ohnehin brüchigen Geschäftsmodells.