Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei in scharfen Worten verurteilt. Im Kampf gegen den Terror sei das ein Schlag von hinten gewesen, „begangen von Komplizen der Terroristen“, sagte Putin am Dienstag live im russischen Fernsehen. Der russische Jet sei von F16-Kampfflugzeugen abgeschossen worden und etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet abgestürzt. Das russische Flugzeug habe keine Gefahr für die Türkei dargestellt. Präsident Wladimir Putin sagte, der Abschuss eines russischen Kampfjets durch türkisches Militär werde „ernsthafte Konsequenzen“ für die gegenseitigen Beziehungen haben. Der Vorfall sei ein „Messerstich in den Rücken“.
Putin sagte, Russland werde solche Verbrechen nicht akzeptieren. Es sei nicht hinnehmbar, dass Russland gegen den IS kämpfe und in dieser Operation von einem Staat beschossen werde.
Die Nachrichtenagentur Tass zitiert Putin:
„Ich weiß, dass jedes Land seine eigenen Interessen hat und wir haben das immer respektiert. Aber wir werden niemals Verbrechen wie an diesem Tag tolerieren. Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft die Kräfte zusammenfinden wird, um gegen das Böse (den Terrorismus) vorzugehen. Wie auch immer, unsere Piloten waren zu keinem Zeitpunkt eine Bedrohung für die Türkei. Sie führen Operationen gegen den IS durch. Die Piloten erfüllten ihre Aufgabe. Das, was heute passiert ist, ist ein Dolchstoß in den Rücken von Russland, der von Komplizen der Terroristen durchgeführt wurde. Ich kann das nicht anders charakterisieren. Die Türkei verhält sich so, als ob wir einen türkischen Jet abgeschossen hätten und fordert eine Sondersitzung der Nato ein. Heißt das, dass die Türkei von der Nato verlangt, den IS zu unterstützen? Wir werden genauestens analysieren, was passiert ist und dieser tragische Vorfall wird ernsthafte Konsequenzen für die türkisch-russischen Beziehungen haben.“
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Darstellung der mit der Nato eng verbundenen Bild-Zeitung (15.30 Uhr): Das Blatt wählt als Schlagzeilen „Putin attackiert Türkei“, so dass der unbedarfte Leser den Eindruck gewinnen muss, es handle sich um eine Aggression Russlands. Diese Kommunikation deutet auf eine Verwicklung der Geheimdienste in den Abschuss hin. Im Text selbst hält sich das Blatt etwas bedeckter, zitiert jedoch einen Nato-Mann, der jetzt zur Besonnenheit aufruft. Die US-Geheimdienste verweisen darauf, nichts mit dem Abschuss zu tun haben. Die Türkei ist Nato-Mitglied. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Ankara eine solch gefährliche Situation heraufbeschwören würde, ohne Rücksprache mit den US-Diensten zu halten.
Am Abend hat das Blatt seine Terminologie etwas justiert und spricht nun vom „Säbelrasseln zwischen Putin und Erdogan“. In den Schlagzeilen steht: „US-Militär: Türkei warnte vor Abschuss zehn Mal“. Zuvor wurde vermerkt, dass die Nato-Sondersitzung um „17.39 Uhr“ begonnen habe - eine für die Bild ungewöhnlich präzise Zeitangabe.
Für die Mitwirkung der türkischen Geheimdienste spricht auch die Tatsache, dass sich angebliche eine Rebellengruppe der Turkmenen zu dem Abschuss bekannt hat. Die Türkei hat aus dieser vom IS vertriebenen ethnischen Gruppe einige Kämpfer rekrutiert, die sie gerne von der Türkei aus am Boden nach Syrien schicken würde. Doch die Turkmenen wollen nicht gegen die Regierung Assad kämpfen, unter der sie religiöse Freiheit genossen hatte.