Politik

Putin wirft Türkei Öl-Geschäfte mit Terror-Miliz ISIS vor

Russlands Präsident Putin hat in Paris die Türkei erneut bezichtigt, den Terror des IS zu finanzieren. Er beruft sich auf Geheimdienst-Informationen. Eine unabhängige Studie kommt zum selben Ergebnis wie Putin.
30.11.2015 20:39
Lesezeit: 2 min

Im Streit über den Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die Türkei hat Präsident Wladimir Putin laut Reuters und RT die Türkei scharf attackiert. Russland habe weitere Informationen, wonach Öl aus dem Gebiet der Extremistenmiliz IS durch die Türkei geleitet werde, sagte der Staatschef am Rande des Klimagipfels am Montag in Paris. Die Türkei habe den Jet abgeschossen, weil es diese Ölquelle habe erhalten wollen. Es handele sich um einen "Riesenfehler". RT schreibt, die Informationen stammen vom russischen Geheimdienst, weshalb Vorsicht angebracht ist. Eine unabhängige Bestätigung für die aktuelle Behauptung liegt nicht vor.

Das russische Kampfflugzeug wurde in der vergangenen Woche abgeschossen. Nach türkischer Darstellung hatte es den Luftraum verletzt. Russland und die US-Regierung hatten dagegen erklärt, dass die Maschine syrisches Gebiet nicht verlassen habe. Die Nato dagegen bestätigte am Montag erneut, dass sich ihre Informationen mit denen des Nato-Mitglieds Türkei deckten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat russische Vorwürfe, wonach sein Land mit dem IS Ölgeschäfte macht, bereits zurückgewiesen. Dies sei Verleumdung, scheibt Reuters. Die Türkei kaufe Öl nur von bekannten Anbietern, hatte Erdogan in der vergangenen Woche erklärt.

Zwei Wissenschaftler der University of Greenwich, London, hatten vor einiger Zeit eine Studie vorgelegt, die belegt, dass das Öl-Geschäft des IS über die Türkei läuft. In derStudie mit dem Titel „Das Tor des IS zu den globalen Rohöl-Märkten“ schreiben die Autoren, dass sie keinen direkten Beweis haben, dass die Regierung Erdogan von den Öl-Geschäften des IS weiß. Doch die Fakten-Darstellung von George Kiourktsoglou und Alec Coutroubis spricht für sich selbst.

Der IS verschifft demnach sein Öl vom türkischen Hafen Ceyhan, nahe der Stadt Adana. Ceyhan liegt weniger als zwei Autostunden von der US-Luftwaffenbasis in Incirlik entfernt. Der Öl-Terminal wird von der staatlichen türkischen Botas International Limited (BIL) betrieben. Die Forscher haben eine Anomalie entdeckt: Anders als bei den anderen Handelsrouten weisen die Öl-Exporte aus Ceyhan in den Jahren 2014 und 2015 ungewöhnliche Spitzen aus. Diese haben sich immer dann ergeben, wenn der IS um bestimmte Öl-Assets in der Region besonders kämpfen musste: Die erste Spitze fällt zusammen mit der Eroberung des größten syrischen Ölfelds AIOmar durch den IS im Juli 2014. Die zweite Spitze ergab sich im Oktober und November 2014, als erbitterte Kämpfe um die Gas-Felder Jahr und Mahr tobten. Die dritte Spitze entstand im Januar und Februar 2015, als die US-Luftschläge den IS in Hamija unter Druck brachten, im Kampf um die Öl-Region Kirkuk.

Die Erklärung der Forscher: „Es hat den Anschein, dass immer dann, wenn der IS in einer Region mit Öl-Assets kämpft, die Exporte aus Ceyhan sofort steigen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass durch diese Extra-Exporte neue Einnahmen für den IS generiert werden, die dringend für die Finanzierung von Munition und militärischer Ausrüstung gebraucht werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...